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Digitales Archiv

Ludwig van Beethoven, Sonate für Klavier (A-Dur) op. 101, Autograph

Beethoven-Haus Bonn, NE 219

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Klingendes Autograph

Wissenswert

Ungewöhnlicher Ton

"Wahrlich, hier in seinem 101sten Werke ergreift uns Bewunderung und erneuete Hochachtung, wenn wir so mit dem grossen Seelenmaler auf fremden, nie betretenen Wegen (...) wandeln (...)", urteilt der Rezensent der Allgemeinen musikalischen Zeitung in Leipzig überschwänglich und schwärmt im Weiteren in den schönsten Farben und Bildern von Beethovens neuer Klaviersonate op. 101. Wieder einmal hatte Beethoven Grenzen überschritten und neue Maßstäbe gesetzt, nicht nur stilistisch. Den Ambitus des Stücks weitete er bis zum Contra E aus, einem Ton, der nur auf den allerneuesten Klavieren der damaligen Zeit spielbar war. Erst seit Kurzem verfügten Instrumente überhaupt über das "ganz tiefe" E. Um diesen Ton zu notieren, benötigt man zusätzlich zum normalen Fünf-Linien-System noch weitere vier sogenannte Hilfslinien, die man für den entsprechenden Ton unten an das System "anstrickt". Für das ungeübte Auge ist das Contra E eine wirklich unübersichtliche Note! Auch Beethoven hatte mit der Schreibweise seine Schwierigkeiten und übte sie: unten auf der Titelseite (Bild 1) mit Bleistift, auf Bl. 5r (Bild 9) mit Rötel und auf Bl. 16r, der letzten Notenseite (Bild 31), mit Bleistift und Tinte. Auf Bl. 13r (Bild 25) notierte Beethoven das "Contra E-Problem" in Bleistift auf dem vollen untersten System, jede Note mit einem zusätzlichen Buchstaben versehen, und setzte für den Stecher hinzu: "Nb: die Buchstaben auch im Stechen drunter gesezt". Auf der selben Seite hatte er nach einer Korrektur im 12. System schon mit Tinte im Notentext "contra E" hinzugesetzt und verlangte das für die Originalausgabe auch für den Druck. "im lezten Stück wünsche ich, daß bey der Stelle wo das Contra E eintritt bey den 4 accorden die Buchstaben hinzugesezt werden", schrieb er im Januar 1817 als Korrekturauftrag an den Verleger Tobias Haslinger (BGA 1067. Beethoven an Tobias Haslinger, Wien, nach dem 9. und vor dem 23. Januar 1817). Der Wunsch wurde nicht in vollem Umfang umgesetzt. Die Platten waren bereits gestochen. Auf der betreffenden Platte wäre nicht genug Platz für die vielen Buchstaben gewesen, sie hätte demnach völlig neu gemacht werden müssen. So begnügte man sich schließlich damit, nur beim ersten Auftreten des tiefen Tons als Hilfestellung die Bezeichnung "Contra E" dazuzusetzen. (J.R.)

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