Ludwig van Beethoven, Trio für Klavier, Klarinette oder Violine und Violoncello (Es-Dur) op. 38, Violinstimme, Autograph
Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer, HCB Mh 27
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Wissenswert
Hoffnung auf Heilung
Etwa 1802/03 arbeitete Beethoven sein Septett op. 20 um zu einer kleineren Besetzung, einem Trio für Klavier, Klarinette oder Violine und Violoncello Op. 38. Von dieser Umarbeitung sind außer der Violinstimme keine weiteren Autographen bekannt. Obwohl das Wiener Kunst- und Industrie-Comptoir das Trio schon am 8. November 1803 in einer Zeitungsanzeige ankündigte, zog sich die Herausgabe doch noch eine Weile hin. Erst im Januar 1805 erschien das Werk dann im Druck.
Beethoven widmete das Trio Dr. Johann Adam Schmidt (1759-1809), Professor an der medizinisch-chirurgischen Josephsakademie in Wien. Die französische geschriebene Widmung auf Seite 1 der gedruckten Klavierstimme drückt Beethovens wärmste Gefühle für den Mediziner aus, der ihn ab 1801 behandelte. Schmidt selbst spielte Geige, seine Tochter Klavier. Daher empfahl der Komponist in seiner Widmung das Stück auch zur Ausübung im Familienkreise, zumal, wenn sich die Fertigkeiten der geliebten Tochter noch verbesserten.
Beethovens außerordentlich hohe Wertschätzung, die er dem Arzt entgegen brachte, zeigt sich nicht nur in dieser Widmung. Schon im sogenannten Heiligenstädter Testament, das Beethoven am 6. Oktober 1802 in einem Zustand tiefer Verzweiflung über seinen fortschreitenden Hörverlust abfaßte, hatte er trotz seiner allgemeinen Verbitterung respektvoll und dankbar von ihm gesprochen: "sobald ich tod bin und Professor schmid lebt noch, so bittet ihn in meinem Namen, daß er meine Krankheit beschreibe, (...); - allen Freunden danke ich, besonders fürst Lichnovski und professor schmidt".
Beethoven war 1801 zu Schmidt gewechselt, weil er sich von seinem behandelnden Arzt, Dr. Vehring, nicht ausreichend versorgt fühlte. Auch hegte er die (irrige) Hoffnung, Schmidt, der sich intensiv mit modernen Heilmethoden beschäftigte, könne ihm sein Hörleiden lindern oder gar beheben. So schrieb Beethoven im November 1801 an seinen Bonner Freund Franz Gerhard Wegeler (ebenfalls ein Mediziner): "was hältst du von schmidt, ich wechsle zwar nicht gern, doch scheint mir W.[ehring] ist zu sehr Praktiker als daß er sich viel neue Ideen durchs Lesen verschafte - S.[chmidt] scheint mir hierin ein ganz anderer Mensch zu seyn und würde vieleicht auch nicht gar so nachläßig seyn? - man spricht Wunder vom Galwanism [hier: Therapie durch Berührungselektrizität] was sagst du dazu? - ein Medeziner sagte mir er habe ein Taubstummes Kind sehen sein Gehör wieder erlangen in Berlin, und einen Mann der ebenfalls sieben Jahr taub gewesen, und sein Gehör wieder erlangt habe - ich höre eben dein Schmidt macht hiermit versuche." (BGA 70, Beethoven an Franz Gerhard Wegeler in Bonn, Wien, 16. Nowember 1801). (J.R.)