Ludwig van Beethoven, Skizzenbuch "Rolland" zur Sinfonie Nr. 9 op. 125, 3. Satz, Autograph
Beethoven-Haus Bonn, NE 111
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Wissenswert
Resteverwertung
Dieses Taschenskizzenbuch, benannt nach seinem früheren Besitzer Romain Rolland, birgt ein Kuriosum. Normalerweise verwendete Beethoven zur Herstellung seiner kleinformatigen Taschenskizzenhefte neues, unbenutztes Notenpapier. Nicht so bei diesem, das übrigens noch die originale Heftung hat und offensichtlich so intakt ist, wie Beethoven es hinterließ. Beethoven benutzte für dieses Heft die Abschrift eines "Tantum ergo" von J. Stadelmayr für vier Gesangstimmen. Ob er gerade kein anderes Papier zur Hand hatte, aber dringend Notenpapier benötigte? Die Kopistenabschrift war auf hochformatigem Papier geschrieben, einige Rückseiten waren jedoch leer. Beethoven faltete die Blätter auf die Hälfte zusammen, schnitt sie auseinander und notierte seine Skizzen nicht nur auf den leer gebliebenen Seiten, sondern auch auf einzelne freie Systeme unterhalb der Abschrift. Beim Durchblättern des Heftes fallen daher drei unterschiedliche Typen von Seiten auf: Jene, auf denen sich Beethovens Bleistiftskizzen befinden. Jene, auf der wir die mit Tinte geschrieben Abschrift eines Berufskopisten zu Stadelmayers "Tantum ergo" erkennen können. Diese Seiten stehen wegen der Faltung der Blätter bei der Herstellung des Heftes auf dem Kopf. Und schließlich jene Seiten, die sowohl das eine als auch das andere bergen: im oberen Teil die Abschrift in Tinte, auf frei gebliebenen Systemen darunter Beethovens Skizzen in Bleistift. Alle Skizzen Beethovens beschäftigen sich mit dem 3. Satz der Neunten Sinfonie. (J.R.)