Schließen
 
Schließen Icon Schließen

Digitales Archiv

Ludwig van Beethoven, Bagatelle für Klavier (c-Moll) WoO 52, Autograph

Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer, HCB BMh 11/51

Bild  / 10
DFG-Viewer Mirador-Viewer PDF
Icon Zoom in
Icon Schließen

Klingendes Autograph

Wissenswert

Auseinandergerissen und völlig verdreht: von der Rekonstruktion einer Handschrift

Will man das Autograph der Bagatelle für Klavier WoO 52 inhaltlich untersuchen, so sieht man sich zunächst gezwungen, die ursprüngliche Gestalt wieder herzustellen, denn die Handschrift wurden im Laufe der Überlieferung fehlerhaft gebunden.

Das Autograph hat drei Blätter. Die ersten beiden weisen die gleiche Papiersorte auf. Das dritte Blatt hat sowohl ein unterschiedliches Papier als auch einen anderen Schriftduktus, es liegt zu Recht an letzter Stelle (dazu weiter unten mehr). Die beiden zusammengehörenden ersten Blätter wurden allerdings völlig verdreht.

Erster Befund, Blatt 1: Dieses Blatt wurde verkehrt herum gebunden, Seite 1 (Bild 4) war eigentlich die Rückseite des Blattes. Der jetzt linke Rand ist breiter als der rechte. Außerdem sind am rechten Rand zwei ein- bzw. abgerissene Stellen erkennbar, wie sie beim Ausreißen eines gehefteten Blattes entstehen. Der breite Rand befindet sich normalerweise außen. Die Löcher am rechten Rand lägen dann innen, wo die originale Heftung war.

Zweiter Befund, Blatt 2: Dieses Blatt ist zwar richtig herum gebunden - der breite Rand ist außen, das ausgerissene Eck der ursprünglichen Heftung liegt innen (in gleicher Höhe wie auf dem ersten Blatt) - allerdings befindet sich das Blatt nicht an der richtigen Stelle. Auf der Rückseite (Bild 7) notierte Beethoven oben in der Mitte (und größer noch einmal auf dem dritten und vierten System) "N° 10". In der Tat ist hier der Anfang der Bagatelle. Die Musik verläuft wie folgt: Der Notentext beginnt auf Bl. 2v (Bild 7), wird fortgesetzt auf Bl. 1v (Bild 5), dann mit dem Trio auf Bl. 1r (Bild 4) und endet schließlich auf Bl. 2r (Bild 6).

Rekonstruktion: Aus den beiden Befunden lässt sich die ursprüngliche Reihenfolge des Autographs nachvollziehen. Als Beethoven die Bagatelle niederschrieb, hatte er ein Doppelblatt vor sich. Er begann die Niederschrift auf der linken Innenseite und setzte sie auf der rechten Seite fort. Das Trio der Bagatelle notierte er dann auf den beiden Außenseiten. Im Original befand sich also das jetzige 2. Blatt an erster Stelle, das jetzige 1. Blatt folgte darauf, allerdings mit umgewendeten Seiten.

Wie oben bereits angesprochen, haben die beiden ersten Blätter naturgemäß die gleiche Papiersorte. Sie wurden wahrscheinlich schon im Jahr 1795 beschrieben. Gute zwei Jahre später nahm sich Beethoven die Komposition noch einmal vor, überarbeitete sie und änderte das Metrum vom 3/4-Takt in einen 6/8-Takt. Dazu verwendete er ein neues Blatt. Dieses Blatt 3 des vorliegenden Autographs entstammt einer anderen Papiersorte. Auch den Schriftzügen ist ihre jüngeres Entstehungsdatum anzusehen. Die Nummerierung über dem Beginn der Bagatelle stammt allerdings aus noch späterer Zeit. In Zusammenhang mit der Ausgabe seiner Bagatellen op. 119 suchte Beethoven zu Beginn der 1820er Jahre mehrere kleine ältere Kompositionen zusammen, die er als Bagatellen hätte veröffentlichen können. Diese Stücke nummerierte er durch (eine Aufstellung findet sich bei Barry Cooper, Beethoven and the Creative Process, Oxford 1990, S. 265), wobei WoO 52 die Nr. 10 erhielt. (J.R.)

Mehr anzeigen Weniger anzeigen

Bibliothekarische Erschließung

© Beethoven-Haus Bonn
Anmerkungen senden an digitalesarchiv@beethoven.de