Ludwig van Beethoven, Skizzenblätter zur Streichquartettfuge op. 133, Partiturskizze, Autograph
Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer, HCB Mh 101
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Wissenswert
Von Skizzen und Fachwerkhäusern
Beethoven skizzierte auf den abgebildeten Blättern die Anlage der Streichquartett-Fuge op. 133. Er hatte sie zunächst als Schlusssatz zum Quartett op. 130 geplant, später jedoch ausgesondert und durch einen neuen ersetzt. Als Finale war der Satz vielen seiner Zeitgenossen zu komplex.
Wie bei allen späten Streichquartetten notierte Beethoven auch die Skizzen schon in Partitur. Wie man der Partitur ansieht, befinden sich diese Entwürfe jedoch noch nicht in einem allzu weit fortgeschritten Stadium. Zwar ist der Komponist schon über die Ideenfindung hinaus, denn er kann das Gerüst des Satzes schon anlegen. Allerdings ist er mit diesem "Stützwerk" noch nicht sehr weit. Man kann vielleicht die Arbeit an einem musikalischen Werk mit dem Bau eines Fachwerkhauses vergleichen: zuerst wird das Material zusammengetragen - Holz, Mörtel, Mauerstein. In der Musik sind das die musikalischen Ideen - Themenköpfe, Melodien, einzelne Wendungen. Dann wird das Balkenwerk des Hauses errichtet, zunächst das Fundament, dann die Verstrebungen. Beethoven befindet sich auf diesen Skizzenblättern noch im Anfang dieses Stadiums. Auf vielen Seiten notierte er gerade mal die grundlegenden Linien, oft nicht mehr als zwei Stimmen. Bei einem Fachwerkhaus werden zuletzt die Freiräume zwischen den Streben gefüllt und verputzt. Von diesem Schritt ist Beethoven auf den vorliegenden Blättern noch sehr weit entfernt. (J.R.)