Ludwig van Beethoven, Skizzenblatt zur Klaviersonate op. 101, 1. und 4. Satz, Autograph
Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer, HCB BSk 13/61
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Wissenswert
Skizzen zu op. 101
Dieses Einzelblatt trägt Skizzen zur Klaviersonate op. 101. Es gehörte früher in ein Skizzenbuch, in dem Beethoven in den Jahren 1815 und 1816 arbeitete. Wegen seines jetzigen Besitzers William Scheide ist es unter dem Namen "Scheide"-Skizzenbuch bekannt.
Auf der Vorderseite des Blattes notierte Beethoven Einfälle zum ersten und zum letzten Satz der Sonate. Die Seite ist in genau zwei Hälften geteilt: die oberen acht Systeme für den ersten, die unteren acht für den letzten Satz. Wie nicht zuletzt an dem Wort "augmentation" erkennbar (ein kontrapunktischer Fachbegriff, der u.a. bei der Fugenkomposition eine Rolle spielt), hatte der Komponist zu diesem Zeitpunkt bereits die Anlage der Sonate konzipiert: in den beiden Rahmensätzen stehen sich der erste Satz "mit der innigsten Empfindung" und der letzte Satz mit seinen kontrapunktischen, an die Fuge angelehnten Techniken gegenüber. Sieghard Brandenburg beschreibt diesen Sachverhalt in seinem Kommentar zur Faksimile der Sonate (München 1998): "Offenbar waren die beiden Pole, zwischen denen sich das musikalische Geschehen abspielt, schon früh gefunden. (...) Das alte Modell Präludium-Fuge, antithetisch geschärft, mag der Ausgangspunkt der Komposition gewesen sein."
Auf der Rückseite ist der Komponist schon viel weiter. Hier findet sich ein detaillierter Entwurf zum 1. Satz. Die Takte 55 - 94 sind schon vollständig angelegt, wie sie später in der Sonate vorkommen, allerdings noch nicht so vollstimmig und vollgriffig, wie in der fertigen Sonate. Nach Brandenburg befand sich auf der Folgeseite im Buch die Fortsetzung. (J.R.)