Ludwig van Beethoven, Skizzenblatt zur Messe op. 123, Autograph
Beethoven-Haus Bonn, NE 69
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Wissenswert
Flüchtige Gedanken dauerhaft festhalten
Beethovens Kompositionsarbeit lief in ausgeprägter Art und Weise über Skizzen. Jeder Gedanke wurde zunächst in Skizzenbüchern festgehalten, ausprobiert und schließlich verarbeitet. In späteren Jahren hatte Beethoven immer, wenn er ausging - egal ob zum Spaziergang, zu Freunden oder ins Gasthaus - sogenannte Taschenskizzenhefte bei sich. Jeder flüchtige Gedanke konnte so festgehalten werden, keine musikalische Idee sollte verloren gehen. Skizzen waren in diesem Fall oft Gedächtnisstützen, mit denen sich Beethoven weiter auseinandersetzen wollte. Für Außenstehende entsteht dadurch das Problem der Nachvollziehbarkeit - wenn wir etwas für uns selbst notieren, muss das nicht immer für andere lesbar sein. Dennoch können wir die Motive auf diesem Blatt aus einem Taschenskizzenheft identifizieren: es handelt sich um Gedanken zum "Dona nobis pacem" aus dem Agnus Dei der Missa solemnis. An einigen Stellen fügt Beethoven seinen Aufzeichnungen noch textliche Anmerkungen hinzu, wie zur Erklärung seiner eigenen Ideen. Auf der ersten Seite unten erkennen wir beispielsweise neben einem wiegenden Motiv mit Achtelnoten, die zu Dreiern gruppiert sind, den Hinweis "ohne Triole, nur 8tel". Tatsächlich wechselt später in der fertigen Messe das Metrum beim "Dona nobis pacem" in einen 6/8-Takt, einer Taktart, in der Dreiergruppen keine Triolen, sondern "normale" Achtel sind. (J.R.)