Ludwig van Beethoven, Brief an Johann Nepomuk Kanka in Prag, Wien, kurz vor dem 11. Januar 1815, Autograph
Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer, HCB Br 161
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Hörbrief
Zusammenfassung
Beethovens Schreiben an Kanka dreht sich ausschließlich um seinen Prozess gegen die Kinsky'schen Erben. Fürst Kinsky war einer der drei Mäzene, die Beethoven 1809 vertraglich eine Rente von insgesamt 4000 Gulden aussetzten. Leider hatte der Fürst schon zu Lebzeiten keine sonderlich gute Zahlungsmoral, was immer wieder zu Außenständen führte (die seitens Beethovens durch die Abwertung der Währung noch verstärkt wurden, da der Betrag dadurch ohnehin schon niedriger wurde als ursprünglich geplant). 1812 verunglückte der Fürst bei einem Reitunfall tödlich. Die Erben weigerten sich zunächst, den Kinsky'schen Anteil von Beethovens Rente (und die noch ausstehenden Zahlungen) zu begleichen, weshalb Beethoven rechtliche Schritte gegen sie unternahm.
Beethoven ist enttäuscht über die Vorgehensweise des Anwalts Dr. Wolf, der mit der Vertretung seiner Interessen betraut worden war. Im Detail geht Beethoven auf den Sachverhalt und die verschiedenen von ihm beigebrachten Zeugenaussagen für finanzielle Zusagen des Fürsten zu Lebzeiten ein. Er hofft, dass Kanka lenkend in den Prozess eingreift und eine Fortzahlung der Rente mit dem ursprünglichen Wert bewirkt. Beethoven wusste zum Zeitpunkt seines Schreibens nicht, dass bereits am 6. Januar 1815 in Prag gerichtlich festgesetzt worden war, er werde rückwirkend ab dem 3. November 1812 eine Rente in Höhe von 1200 Gulden Wiener Währung erhalten. (J.R.)