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Digitales Archiv

Ludwig van Beethoven, "Germania", Schlussgesang für Bass, Chor und Orchester zu Friedrich Treitschkes Singspiel "Die Gute Nachricht" WoO 94, Partitur, Autograph, Fragment

Beethoven-Haus Bonn, BH 73

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Wissenswert

Nationalistisches und Patriotisches

Friedrich Treitschkes patriotisches Singspiel "Germania" entstand 1814 im Zuge des Einmarsches der Alliierten in Frankreich. Unterschiedliche Wiener Komponisten steuerten die Bühnenmusik bei, Beethoven wurde der Schlussgesang übertragen. In fünf Strophen wird darin hymnisch Germania gefeiert. Beethoven konzipierte seine Komposition dem Text folgend zunächst rein strophisch, wobei alle fünf Strophen zur gleichen Musik zu singen waren. In Briefen an Treitschke spricht er folgerichtig zu diesem Zeitpunkt noch von "Lied", wenn er über den Schlussgesang des Singspiels berichtet. Im Zuge der Proben zur Aufführung scheint den Interpreten allerdings eine Abweichung im Versmaß des Textes aufgefallen zu sein, die Beethoven offensichtlich übersehen hatte: In der letzten Strophe wird Kaiser Franz gehuldigt. Zur Hervorhebung des kaiserlichen Namens durchbricht Treitschke den Zeilenrhythmus der vorangegangenen Strophen und setzt die Texthebungen anders. Beethovens rein strophische Vertonung nahm darauf keine Rücksicht, schlechte Deklamation war die Folge. Offensichtlich versuchte man schon auf den Proben eigenmächtig, dem Missstand abzuhelfen, was wiederum den Komponisten sehr verstimmte: "übrigens nehme ich es ihnen nicht im mindesten übel, wenn sie es von girovez oder wem sonst weinmüller am liebsten, neu sezen laßen wollen, ich bin ganz ohne Ansprüche hierin, jedoch leide ich nicht, daß mir ein andrer, sey er wer immer, meine Komposizionen Ändert.", schreibt er verärgert an Treitschke im April 1814. Beethoven nahm anschließend die Änderung bzw. Neukomposition der 5. Strophe mit nunmehr korrekter Deklamation selbst in die Hand. Das vorliegende Autograph beinhaltet diese neukomponierte Fassung. Die Überschrift "(zur letzten Strophe gehörig)" dient der richtigen Einordnung. Auf der ersten Seite über dem System der Solostimme schreibt Beethoven den Namen des Solisten, "Basso Weinmüller". Carl Friedrich Weinmüller sang auch den Rocco in Beethovens Fidelio-Aufführung von 1814.

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