Ludwig van Beethoven, Brief an Franz Xaver Piuk in Wien, Mödling, 19. Juli 1819, Autograph, Fragment
Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer, HCB Br 186
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Hörbrief
Zusammenfassung
Beethovens Schreiben steht im großen Zusammenhang der Auseinandersetzungen um die Vormundschaft für seinen Neffen Karl. Die Mutter des Kindes, Beethovens Schwägerin Johanna, beanspruchte ebenfalls wie Beethoven selbst das Sorgerecht für Karl. Nicht nur weil sie vorbestraft war, lehnte Beethoven sie sehr stark ab. Magistratsrat Franz Xaver Piuk hatte Anfang Mai das für den Prozess zuständige Referat übernommen. Beethoven schreibt ihm nun, um seinen Standpunkt in der Sache darzulegen. Zum einen will Beethoven verhindern, dass sein Neffe zur Anhörung vor den Magistrat geladen wird. Karl müsste bei einer Befragung gegen seine eigene Mutter aussagen, was Beethoven für unzumutbar und unverantwortlich hält und ihm gerne ersparen würde: "übrigens aber gehört kein Knabe vor irgend ein Gericht im 13ten Jahre".
Zum anderen besteht Beethoven darauf, die Besuchstage der Mutter Karls bei ihrem Kind auf ein Minimum (einmal alle zwei Monate) zu beschränken. Johanna van Beethoven ist dem Komponisten außerordentlich verhasst. Er ist überzeugt von dem verwerflichen Einfluss, den sie auf seinen Neffen hat. Verbunden mit der Forderung nutzt Beethoven die Gelegenheit, Johannas schlechten Charaktereigenschaften im Detail zu schildern. Zum Schutz des Kindes verlangt er, dass "diese Mutter Moralisch u. politisch tod für ihn seyn muß, Sie ist durchaus nicht mehr zu beßern, aber was kann noch alles an meinem Neffen Verdorben werden?!!!" (J.R.)