Ludwig van Beethoven, Sieben Bagatellen für Klavier op. 33, Autograph
Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer, HCB Mh 5
digitalesarchiv@beethoven.de
Klingendes Autograph
Wissenswert
Bagatellen aus Kindertagen?
Beethovens sieben Bagatellen für Klavier op. 33 erschienen 1803 beim Kunst- und Industrie-Comptoir. Das Autograph - Beethoven fertigte es als Stichvorlage für die Wiener Verleger an - trägt allerdings die eigenhändige Jahreszahl "1782". In diesem Jahr war Beethoven 11 Jahre alt (er ist Mitte Dezember 1770 geboren)! Max Unger, ein Beethoven-Forscher Mitte des 20. Jahrhunderts, glaubte noch an die Autorität dieser Zahl. Unger vermutete, Beethoven habe musikalische Ideen aus seiner Kindheit verarbeitet und dies in der Jahreszahl dokumentiert. Die jüngere Beethoven-Forschung wiederlegt diese These. In vier Skizzenbüchern Beethoven finden sich Entwürfe zu den Bagatellen: "Landsberg 7", "Keßler", "Sauer" und "Wielhorsky". Alle vier Skizzenbücher verwendete Beethoven zweifelsfrei frühestens zwischen Sommer 1800 und spätestens Mai 1803. Die Zahl "1782" hat also nichts mit der Entstehung der Bagatellen zu tun. Die Lösung des Rätsels ist viel prosaischer: Beethoven hatte sich verschrieben. Falsche Zahlen und Zahlendreher sind bei ihm keine Seltenheit. Etliche Briefe und Musikhandschriften tragen unglaubwürdige Daten, die lange Zeit die Forscher verwirrten. Bei genauem Hinsehen erkennt man, daß im vorliegenden Autograph unter der Sieben bereits etwas anderes stand. Sicherlich wollte Beethoven die richtige Zahl "1802" notieren und irrte sich, ohne es zu bemerken. Den gleichen Fehler machte er übrigens auch bei einem Brief, den er am 23. Januar 1802 an die Gräfin Susanna Guicciardi schrieb (BGA 77). Auch hier notierte er "1782", das Jahr ist jedoch aus dem Zusammenhang sicher auf 1802 bestimmbar. (J.R.)