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Digitales Archiv

Ludwig van Beethoven, Skizzenbuch "Bonn BH 107" zur Messe op. 123, zur Klaviersonate op. 109 und zu den Kanons Hess 256, 300, 301, Autograph

Beethoven-Haus Bonn, BH 107

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Wissenswert

Beethovens Freunde führen zum richtigen Datum

Ein Taschenskizzenbuch aus dem Winter 1819/1820, in dem Beethoven im Wesentlichen Skizzen zur Missa solemnis op. 123, besonders zum Credo der Messe festhielt. Taschenskizzenbücher waren kleinformatiger als andere, denn Beethoven trug sie, wenn er ausging, in seiner Rocktasche mit sich, um musikalische Gedanken sofort festhalten zu können (aus diesem Grund sind Notierungen in Taschenskizzenheften auch fast ausschließlich mit Bleistift und nicht in Tinte). Etwas unterhalb der Mitte der ersten Seite (Bild 1) des Heftes schrieb der Komponist "noch von 1819 vom Credo". Beethoven bewahrte alle seine Skizzen sorgsam bis an sein Lebensende auf. Ist dieser Vermerk eine spätere, nachträgliche Datierung, die Beethoven anbrachte, um das Heft richtig einzuordnen? Ist die Notiz verlässlich, oder irrte Beethoven? Das Datum ist aus der Entstehungsgeschichte der Messe und dem Skizzenmaterial nur teilweise zu bestätigen, einige Entwürfe sind auch später entstanden.

Es befinden sich in dem Heft außer Skizzen zur Missa solemnis noch andere Einträge, die mit Personen aus Beethovens Umfeld der Jahre 1819/20 in Verbindung gebracht werden können. Besonders diese anderen Einträge erleichtern die zeitliche Einordnung: Auf Seite 28 und 29 (Bild 15) findet sich ein Kanon mit dem Text "liebe mich werther Weißenbach". Dr. Alois Weißenbach war Professor in Salzburg. Beethoven hatte im Oktober 1819 den Plan gefaßt, seinen Neffen zur Erziehung zu diesem nach Salzburg zu schicken. Weißenbach schrieb ihm in diesem Zusammenhang am 15. November 1819 einen Brief. Wahrscheinlich ist der Kanon in dem Skizzenbuch nicht vor dem Eingang des Briefes entstanden, also nicht vor Ende November 1819.

Ein weiterer Eintrag auf Seite 32 (Bild 17) bezieht sich auf eine andere Person aus Beethovens Umfeld: "Sanct petrus ist ein Fels". Gemeint ist Karl Peters, Erzieher beim Fürsten Lobkowitz. Peters taucht in diesem Winter oft in den Konversationsheften Beethovens auf, unter anderem in den ersten Januartagen 1820, wo er schreibt "Schade um Ihren Canon der ist vielleicht schon verwischt / Er hätte mich verewigt". Wie unrecht er mit der Vermutung hatte ...

Direkt auf der gegenüberliegenden Seite 33 (Bild 17) befindet sich ein weiterer Kanon, "Wähner Es ist kein Wahn", über den Schriftsteller Friedrich Wähner - auch dieser taucht in den Konversationsheften des besagten Winters mehrfach auf.

Schließlich eine letzte Person aus Beethovens Leben, die er zwischen die Skizzen zur Messe gesteckt hat: Auf der vorletzten Seite (Bild 22) die Notiz "geh' Baurer" bzw. darunter "Geh' Bauer", die sich auf Franz Xaver Gebauer, Chorregent und Veranstalter der Konzertreihe "Concerts spirituels" bezieht und in der gleichen Form wiederum in einem Konversationsheft um den 10. April 1820 auftaucht. Nicht alles Material stammt also aus der Zeit "noch von 1819", wie Beethoven auf der ersten Seite festhielt, einiges ist wohl auch aus dem Frühjahr 1820. (J.R.)

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