Ludwig van Beethoven, Schottische Lieder für Singstimme, Klavier, Violine und Violoncello op. 108, Partitur, Überprüfte Abschrift
Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer, HCB Mh 52
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Wissenswert
Unglückliche deutsche Übersetzung des schottischen Originals
Im Juni 1818 erschien auf den britischen Inseln "A Select Collection of Original Scottish Airs": Beethovens musikalische Ausgestaltung von 25 schottischen Liedern. Beethoven, durchaus kein schlechter Geschäftsmann, versuchte anschließend, die Kompositionen auch auf dem Kontinent zu verkaufen und hatte 1820 in Berlin Glück. Der Verleger Adolph Martin Schlesinger interessierte sich für die Lieder und veranstaltete 1822 eine deutsche Ausgabe. Die überprüfte Abschrift ist die Stichvorlage für diese deutsche Originalausgabe (Op. 108). Neben dem von zwei unterschiedlichen Schreibern kopierten Notentext sind noch zwei weitere Handschriften erkennbar: Franz Oliva, Beethovens Freund und freiwilliger Sekretär schrieb den englischen Text der Lieder in die Abschrift, Samuel Heinrich Spiker fügte deren deutsche Übersetzung hinzu. Um die Lieder auf dem deutschen Markt besser verkaufen zu können, ließ Schlesinger sie übersetzen und druckte seine Ausgabe zweisprachig englisch und deutsch. Die Lieder waren im Original in einem schottischen Dialekt geschrieben, was deren Übersetzung nicht eben einfach machte. Der deutsche Text ist nicht immer ganz glücklich. Auch Beethoven bemerkte das in einem Brief an Schlesinger am 9. April 1822 und bat um Abhilfe: "wegen den Schottischen Liedern schrieb ich ihnen schon, daß beßer vom dichter auf die Langen u. kurzen Silben, welche leztere oft auf lange Noten u. die erstern auf kurze Nothen gerathen sind, Es läßt sich zwar etwas entschuld. in dieser Art, wäre der dichter hier so wäres leicht, jezt aber bin ich so überhaüft beschäftigt, daß es mir nicht mögl. ist, H. Zelter ein Mann von Kenntniß in der Poesie wie es sich für einen ausgezeichneten autor schikt, würde wol bald ihnen helfen können diese kleinen Fleken abzuwaschen" (BGA 1460, Beethoven an Adolph Martin Schlesinger). Trotz Beethovens Empfehlung, sich an Zelter (ein Freund Goethes) zu wenden, blieb der Verlag bei Spiker. Die deutschen Textunterlegungen wurden weder korrigiert noch geändert. (J.R.)