Ludwig van Beethoven, Brief an Ferdinand Ries in London, Wien, Ende September 1814, Autograph
Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer, HCB BBr 43
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Hörbrief
Zusammenfassung
Beethoven hatte auf Anregung des Mechanikers Johann Nepomuk Mälzel im Sommer-Herbst 1813 die Schlachtensinfonie "Wellingtons Sieg" op. 91 komponiert, die den Sieg der Engländer über die napoleonischen Truppen in Spanien darstellte. Mälzel war ein findiger Kopf und ein guter Geschäftsmann. Offenbar hatte er mit der Idee zur Schlachtensinfonie einen guten Riecher, den das Tongemälde traf genau den Geschmack der Zeit und wurde ein großer Erfolg.
Nach anfänglich gutem Einvernehmen kamen mit dem Erfolg aber auch die Auseinandersetzungen zwischen Mälzel und Beethoven, da Mälzel Rechte an dem Werk anmeldete, die er Beethovens Meinung nach nicht hatte. Beethoven war in Sorge, von Mälzel übervorteilt zu werden: Mälzel brachte das Werk ohne Beethovens Zustimmung zur Aufführung.
Um eine solche unberechtigte Aufführung Mälzels in London zu verhindern, schreibt Beethoven seinem ehemaligen Schüler Ferdinand Ries, der sich in London niedergelassen hatte und häufig Beethovens Interessen in England vertrat. Wahrscheinlich hatte Beethoven dem Brief seine "Erklärung und Aufforderung an die Tonkünstler zu London" beigefügt. Er bittet Ries, überall in London Mälzels Niedertracht bekannt zu machen und ggf. seine Erklärung auch im Druck zu veröffentlichen (dies ist jedoch nicht geschehen). (J.R.)