Ludwig van Beethoven, Sonate für Klavier und Violoncello (A-Dur) op. 69, 1. Satz, Partitur, Autograph
Beethoven-Haus Bonn, NE 179
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Wissenswert
Von der Degeneration eines Autographs
Der erste Satz der Sonate für Violoncello und Klavier op. 69 ist eine der wichtigsten und kostbarsten Erwerbungen des Beethoven-Hauses der 1990er Jahre. Von der Sonate existiert kein vollständiges Autograph, dieser 1. Satz in einer ersten Fassung ist neben den Skizzen die einzige überlieferte Quelle von Beethovens Hand. Lagenstruktur und Notentext lassen annehmen, dass die Handschrift ursprünglich vollständig war und alle Sätze enthielt. Wahrscheinlich ist Beethoven selbst für die fragmentarische Überlieferung verantwortlich (nach mehreren Korrekturgängen war das Manuskript so unleserlich geworden, dass er es möglicherweise niemandem, nicht einmal dem besten Kopisten mehr zumuten wollte). Das vorliegende Autograph enthält nicht die Fassung letzter Hand, vielmehr spiegelt es den Entstehungsprozeß eines Werkes über mehrere Stadien hinweg wider. Beethoven hatte den Notentext als Reinschrift begonnen - die erste Seite (Bild 2) sieht ordentlich und sauber aus, man könnte mühelos daraus musizieren. Im Laufe der Arbeit degenerierte die Niederschrift jedoch zur Skizze. Insgesamt sind drei Schichten zu erkennen: Die erste Schreibschicht enthält eine vollständige Fassung des ersten Satzes, die jedoch von der in der Originalausgabe gedruckten Version noch deutlich abweicht. Über dieser Frühfassung liegen zwei Korrekturgänge. Während die Urfassung mit heller Tinte und feiner Feder geschrieben war, wurden die Revisionen mit unterschiedlichen dunkleren Tinten, breiteren Federn und auch mit Rötel ausgeführt. An einigen Stellen sind die Korrekturen so vehement, dass die darunter liegende erste Schicht nur noch mit Mühe lesbar ist. Trotz der unzähligen Überarbeitungen erreicht das Autograph keineswegs die endgültige gedruckte Fassung. Mit Sicherheit hat Beethoven ein zweites vollständiges Manuskript verfasst, das heute verschollen ist. Auch in der Stichvorlage, ja sogar noch nach Erscheinen der Originalausgabe brachte der Komponist weitere Nachbesserungen an.(J.R.)
Faksimile-Edition im Verlag Beethoven-Haus