Ludwig van Beethoven, Sonatine für Klavier (F-Dur) WoO 50 und Abschrift des Kapliedes von Christian Friedrich Daniel Schubart, Autograph
Beethoven-Haus Bonn, Sammlung Wegeler, W 1
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Klingendes Autograph
Wissenswert
Jeder Zentimeter ausgenutzt
Der Bonner Mediziner Franz Gerhard Wegeler (1765-1848) gehört zu den längsten und ältesten Freunden Beethovens. Schon in Bonn kannten sie sich. Durch Wegelers Heirat mit Beethovens Jugendfreundin Eleonore von Breuning im Jahr 1802 verstärkte sich ihre Beziehung. Ihre Freundschaft hielt ein Leben lang an. Wegeler studierte von 1787-1789 in Wien Medizin und kehrte anschließend in seine Heimatstadt Bonn zurück. Beethoven selbst verabschiedete sich im Herbst 1792 von seinen Bonner Freunden, um seinerseits nach Wien zum Studium zu reisen (und letztlich nie wieder nach Bonn zurückzukehren). Wahrscheinlich in den Jahren 1790 oder 1791 schenkte Beethoven Franz Gerhard Wegeler das Blatt mit der Sonatine WoO 50 und einer Abschrift bzw. Klavierübertragung des sog. Kapliedes von Christian Friedrich Daniel Schubart. Bei der Klavierübertragung fügte Beethoven selbst sogar noch Fingersätze für Wegeler hinzu, wie dieser quer am Rand notierte: "Für mich Von Beethoven geschrieben und bezeichnet. Wglr." Schon zum Zeitpunkt der Beschriftung war das Blatt sicher ein Einzelblatt. Heute befindet sich auf der Vorderseite die Klavierübertragung des Liedes, auf der Rückseite Beethovens Sonatine. Ursprünglich wollte Beethoven das Blatt jedoch andersherum beschriften: Auf der Rückseite, am Ende des letzten Systems befindet sich seitenverkehrt (auf dem Kopf) ein Notenschlüssel und dazugehörende Generalvorzeichen. Offenbar wollte Beethoven hier den Notentext beginnen, besann sich dann jedoch anders, wendete das Blatt und notierte zuerst das Kaplied Schubarts. Dann drehte er das Blatt erneut um und schrieb die Sonatine nunmehr auf die Rückseite. Auf dieser Seite fand Beethoven allerdings nicht genug Platz vor, weshalb er das Ende des 1. Satzes der Sonatine wiederum auf die Vorderseite, im 1. freien System unter dem Kaplied festhielt. Für den 2. Satz der Sonatine hatte er jetzt erst recht kaum noch Platz und fügte den Beginn direkt an das Kaplied an (zwei Drittel der Zeile waren frei geblieben). Den anschließenden, bereits mit den zwei letzten Takten des 1. Satzes beschriebene Teil der fünften Akkolade überspringend, führte er diesen Satz zu Ende, mußte aber aus Platznot am Ende der Seite noch einige Takte an das System "anstricken". (J.R.)