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Digitales Archiv

Ludwig van Beethoven, Skizzenblatt zu einer Doppelfuge in F-Dur für vierstimmigen gemischten Chor (Hess 246), Autograph

Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer, HCB Mh 61

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Wissenswert

Fugentheorie: nichts hat sich geändert

Beethoven ging 1792 nach Wien, um bei dem berühmten Joseph Haydn Unterricht zu nehmen und seine Kenntnisse in Komposition zu vervollkommnen. Dieser Unterricht gefiel ihm jedoch nicht sonderlich, Haydns Methoden waren ihm zu trocken. So war es Beethoven nicht Unrecht, als Haydn im Januar 1794 zu einer England-Reise aufbrach und der Unterricht abgebrochen werden mußte. Seine Studien wollte Beethoven jedoch fortsetzen und wandte sich an Johann Georg Albrechtsberger, einen Organisten, Komponisten und Musiktheoretiker von einigem Ruf, bei dem er ebenfalls Kontrapunkt studierte. Das vorliegende autographe Blatt stammt aus diesem Unterricht. Aufgabe für Beethoven war eine Fuge zum ersten Satz des Messordinariums, dem Kyrie. Beethoven führte sie allerdings nicht vollständig aus. Seine Vorgehensweise ist die gleiche, wie sie auch heute immer noch an den Musikhochschulen im Tonsatz gelehrt wird: er notierte zuerst das Thema - hier mit dem Text "Kyrie eleison" unterlegt - in allen Stimmen. Weil er das Gerüst nicht ausfüllte, kann man die Verzahnung der Themeneinsätze gut erkennen, selbst wenn man kein Spezialist der Fugentheorie ist. Als nächsten Schritt fügte er den Gegensatz zum Thema hinzu. Diese Stimme textierte er im ersten System mit "Christe eleison". Auch den Gegensatz übertrug Beethoven in die anderen Stimmen, allerdings schon weniger konsequent. Als letzten Schritt würde man jetzt noch den vierstimmigen Satz nach den Gesetzen der Harmonielehre, Stimmführung und Kontrapunkt ausfüllen. Beethoven sparte sich diesen Schritt. Ob er sich an dieser Stelle schon langweilte? oder sich anderen Problemkreisen zuwandte? oder einfach im vorangegangenen Stadium bereits gefunden hatte, was er suchte? (J.R.)

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