Ludwig van Beethoven, Variationen über Wenzel Müllers Lied "Ich bin der Schneider Kakadu" für Klavier, Violine und Violoncello (G-Dur) op. 121a, Partitur, Autograph
Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer, HCB BMh 12/52
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Klingendes Autograph
Wissenswert
Variationen über einen Gassenhauer
Die Variationen op. 121a für Klavier, Violine und Violoncello waren schon um 1801/02 entstanden. Beethoven befand sie jedoch wohl - wie er selbst schreibt - für gut genug, sie 15 Jahre später wieder hervorzuholen und dem Leipziger Verleger Härtel zum Druck anzubieten: "Variationen mit einer Einleitung u. Anhang für Klawier violin u. violonschell über ein bekanntes müllerisches Thema, sie sind von meinen Frühern Kompositionen jedoch gehören sie nicht unter die verwerflichen" (BGA 950. Beethoven an Gottfried Christoph Härtel in Leipzig, Wien, 19. Juli 1816). Vermutlich ist das vorliegende Reinschriftautograph eine zweite Niederschrift im Zuge dieser Verlagsverhandlungen, denn sowohl das Papier als auch die Sauberkeit der Schrift lassen eine Datierung um 1816 zu.
Vorlage für das Thema war ein bekannter Gassenhauer aus dem Singspiel "Die Schwestern von Prag" von Joachim Perinet und Wenzel Müller, das am 11. März 1794 erstmals aufgeführt wurde. Das Stück ist eine turbulente Verwechslungskomödie, in der es - wie so häufig - ums Heiraten und die Liebe geht. Müllers Lied "Ich bin der Schneider Wetz und Wetz" entbehrt keineswegs textlicher Anzüglichkeiten und verfügt über eine eingängige Melodie - zwei Komponenten, die zu seiner Beliebtheit beitrugen (zu Beethovens Lebzeiten wurde das Singspiel 130 Mal im Marinellischen Theater in der Wiener Leopoldstadt gespielt). Schon Müller hatte das dreistrophige Couplet quasi variationsartig angelegt. Zwar bleiben die Liedstrophen des Sängers immer gleich, die Orchesterbegleitung wandelte sich jedoch von Strophe zu Strophe. Der Charakter der Melodie und die Anlage der Begleitung rufen geradezu nach einem Variationensatz, den Beethoven für Klavier, Violine und Violoncello umsetzte, "auf eine Art und Weise, mit solchem Geiste und kühner Phantasie variirt, wie ein Meister nur immer variiren kann", wie ein Rezensent 1830 über op. 121a im Allgemeinen Musikalischen Anzeiger Wien urteilte. (J.R.)