Ludwig van Beethoven, Sonate für Klavier (D-Dur) op. 28 und Musikalischer Scherz "Lob auf den dicken Schuppanzigh" WoO 100, Autograph
Beethoven-Haus Bonn, BH 61
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Klingendes Autograph
Wissenswert
Widmung an einen Aufklärer und Sozialreformer
Abgebildet ist das Autograph der Klaviersonate op. 28, die Beethoven Joseph von Sonnenfels widmete. Sonnenfels (1732-1817) war Jurist, Lehrer, Aufklärer, Freimaurer und Schriftsteller, einer der führenden Köpfe der sozialen Reformen in Österreich (unter seiner Ägide wurde die Folter abgeschafft und die Polizeigewalt gezügelt). Sonnenfels war Inbegriff der aufklärerischen Ideen von Freiheit und Verehrung der Freien Künste - Prinzipien, denen Beethoven bekanntermaßen verpflichtet war. Ein Treffen des Komponisten mit Sonnenfels ist nicht nachweisbar, jedoch hatten sie gemeinsame Freunde, die ein Treffen ermöglicht haben können: Zum einen Freiherr van Swieten, ebenfalls ein Freund und Förderer der Künste. Möglicherweise hatte er Beethoven und Sonnenfels einander bei einem privaten Hauskonzert, derer er viele veranstaltete, vorgestellt. Zum anderen auch Johann Melchior von Birkenstock, Sonnenfels Schwager. In seinem Haus ging Beethoven eine Zeit lang ein und aus, weil die mit ihm befreundete Familie Brentano dort wohnte. Auch der Verlag, das Kunst- und Industrie-Comptoir, der die Sonate druckte, wird als möglicher Schnittpunkt der beiden Männer angeführt. Denkbar ist schließlich auch, daß Sonnenfels sogar Beethoven mit der Komposition der Klaviersonate beauftragte. Vielleicht war Beethoven jedoch auch schlicht beeindruckt von Sonnenfels Prinzipien und dessen Philosophie. (J.R.)