Ludwig van Beethoven, Skizzenbuch "Bonn BSk 22 und Mh 96" zum Streichquartett op. 131, Autograph
Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer, HCB BSk 22/70
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Wissenswert
Skizzen "haltbar"gemacht
Anton Schindler, Beethovens Sekretär seiner letzten Lebensjahre und dessen erster Biograph, brachte viele Musikalien und die Konversationshefte Beethovens nach dessen Tod (unrechtmäßig?) an sich. Leider verfälschte Schindler, teils in Verehrung Beethovens, teils, um seinem eigenen Namen größere Bedeutung zu verleihen, vieles aus der Hinterlassenschaft des Komponisten (bekanntlich fügte er in die Konversationshefte fiktive Gespräche ein). Auch Noten-Autographen ließ er nicht unangetastet. Das vorliegende Taschenskizzenheft, zu dem auch noch das einzelne Blatt HCB Mh 96 gehört, enthält Skizzen zum Streichquartett op. 131 und war ursprünglich von Beethoven mit Bleistift beschriftet. Vermutlich war es Anton Schindler, der alle Eintragungen mit Tinte nachzog - und damit den eigentlichen Inhalt verdunkelte. Warum aber machte er sich soviel Mühe? Beethovens Schrift ist an sich schwer lesbar, mit Bleistift geschrieben umso mehr, zudem Bleistift noch verwischen kann. Schindler trieb regen Handel mit Beethovens eigenhändigen Niederschriften. Diese mit Tinte zu überschreiben machte sie haltbarer und dadurch für potentielle Käufer attraktiver. Schindler erhöhte also durch diese Praxis den Marktwert seiner Ware. Sein eigenes Ansehen schmälerte er damit einmal mehr. (J.R.)