Ludwig van Beethoven, Skizzenblatt zu Lieder verschiedener Völker, WoO 158, Nr. 7, Nr. 17 und Nr. 22, Partitur, Autograph
Beethoven-Haus Bonn, BH 118
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Wissenswert
Kontinentale Lieder für Thomson
Nachdem Beethoven in den Jahren 1810-1815 bereits erfolgreich etliche irische, schottische und walisische Volkslieder für den schottischen Liedsammler und Verleger George Thomson bearbeitet hatte, trat dieser am 1. Januar 1816 mit einer neuen Idee an den Komponisten heran. Er wollte sich jetzt nicht mehr auf Großbritannien beschränken, sondern dachte über Veröffentlichungen kontinentaler Lieder nach. In besagtem Brief dachte er konkret an jeweils zwei oder drei Lieder aus Deutschland, Polen, Russland, Tirol, Venedig und Spanien. Beethoven schickte Thomson ein Paket mit entsprechenden Vertonungen am 2. Mai 1816. In dem Brief vom 8. Juli 1816, mit dem Thomson die Lieferung bestätigte, wünschte sich der Verleger zusätzlich noch elf weitere Lieder. Sieben Melodien schickte er in dem Schreiben mit, vier weitere sollte sich Beethoven selbst aussuchen, vorzugsweise ein schwedisches, dänisches, sizilisches und kalabrisches Lied. Beethoven wählte eine schwedische, eine ungarische und zwei tirolische Melodien, die er nach der für Thomson üblichen Art umsetzte: für eine Singstimme mit Begleitung für Klavier, Violine und Violoncello. Drei dieser vier Vertonung finden sich auf diesem Blatt. Auf den beiden ersten Seiten die vollständige Niederschrift des schwedischen Wiegenlieds (WoO 158, 1. Abteilung Nr. 17), allerdings ohne die Singstimme. Auf Seite 2 unten beginnt ein Entwurf des Tiroler Lieds (WoO 158, 1. Abteilung Nr. 7) und auf der letzten Seite befindet sich eine Skizze zum ungarischen Weinleselied (WoO 158, 1. Abteilung Nr. 22). Woher Beethoven die Melodien nahm, ist nicht ganz klar. Das ungarische Lied erschien im 16. Jahrgang der Allgemeinen musikalischen Zeitung 1816, nicht jedoch das schwedische Wiegenlied. Gedruckte Volksliedsammlungen gab es damals jedoch schon im Handel zu kaufen. (J.R.)