Ludwig van Beethoven, Musik zu Friedrich Dunckers Drama "Leonore Prohaska" WoO 96, Nr. 1 "Jäger-Chor" für vierstimmigen Männerchor, Partitur, Autograph
Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer, HCB Mh 37
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Wissenswert
Trotz Beethoven nicht erfolgreich
Viel ist nicht bekannt von Johann Friedrich Leopold Duncker (gest. 1842). Er war preußischer Geheimer Kabinettssekretär und kam im Gefolge des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preußen zum Wiener Kongreß. Im Zuge der allgemeinen nationalen Euphorie nach Europas Sieg über Napoleon hatte Duncker ein Trauerspiel über das Potsdamer Mädchen Leonore Prohaska verfaßt (andere Quellen nennen sie Johanna, sicher in Anlehnung an Jeanne d'Arc). Diese hatte, als Mann verkleidet, mit den Lützower Jägern an den Befreiungskriegen gegen Napoleon teilgenommen. Sie war in der Schlacht in der Göhrde verwundet worden und hatte infolgedessen am 5. Oktober 1813 ihr Leben gelassen. Das Sujet entsprach zweifellos dem Zeitgeist. Dennoch gelang es Duncker selbst im Wien der Kongresszeit nicht, sein Drama zur Aufführung zu bringen, obwohl hier Konzerte und Bühnenwerke patriotischen Inhalts Hochkonjunktur hatten. (Sicherlich scheiterte das Vorhaben auch deshalb, weil bereits ein anderes Schauspiel zum gleichen Thema erfolgreich inszeniert worden war.) Beethoven seinerseits war 1814 auf der Höhe seines Ruhmes. In der Hoffnung auf bessere Absatzmöglichkeiten bat Duncker den Komponisten um eine Bühnenmusik für sein Trauerspiel, die Beethoven bereitwillig lieferte (schließlich hatte er schon zu ähnlichen Werken und Anlässen Stücke komponiert). Der Geheime Kabinettssekretär hatte dennoch kein Glück: Trotz der vier Nummern, die Beethoven beisteuerte, wurde das Stück weder aufgeführt noch gedruckt. Bei seiner Abreise nahm Duncker die Partituren mit zurück nach Berlin, aber auch dort war ihm kein Erfolg beschieden. (J.R.)