Carl Danhauser, Erklärung "Die Provenienz der Haarlocke Beethovens" für Caroline von Gompertz-Bettelheim in Wien, 1888, Wien, 7. Dezember 1892, Abschrift der Abschrift vom 19. Mai 1891
Beethoven-Haus Bonn, NE 344 d
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Zusammenfassung
Der Maler Josef Danhauser, sein Bruder Carl und ein Mitarbeiter aus der Danhauserschen Möbelfabrik begaben sich am 27. März 1827 zur Wohnung Beethovens, um eine Totenmaske Beethovens abzunehmen. Auf Wunsch einer Bekannten, die Besitzerin einiger der an diesem Tag entnommenen Reliquien (Totenmaske, Haarlocke) geworden war, diktierte Carl Canhauser über 60 Jahre später seine Erinnerungen: "... Da dem Verstorbenen während der Krankheit der Bart stark gewachsen war, ließen wir durch den Gießer einen Barbier holen, welcher denselben wegrasirte, und weil der Barbiergeselle vorgab das Rasiermesser nicht mehr gebrauchen zu dürfen, nachdem er einen Todten damit berührt, kaufte ich ihm dasselbe ab. Mittlwerweile hatten wir zwei Haarlocken von der Schläfengegend, wo sie reichlich übereinander lagen zum Andenken von dem verehrten Haupte abgeschnitten und nun gieng es an die Arbeit. Mein Bruder, welcher diese Sache weniger verstand als der geübte Gießer nahm gern dessen Hilfe an, und so war bald ein guter Abdruck genommen, den wir wolverwahrt sorgfältig nach Hause brachten, denn meinem Bruder war die Idee gekommen sich als Maler im Modelliren zu versuchen und eine Büste Beethovens anzufertigen. Er gieng sogleich ans Werk, und brachte in der That eine Büste des Meisters zu Stande, die alle Welt in Erstaunen setzte, und mit Bewunderung des jungen Künstlers erfüllte. Es wurden mehrere Abgüsse gemacht. ... Das Rasiermesser ist noch in meinem Besitz, die Originalmaske nach dem Tode (von meinem Bruder), die Maske nach dem Leben, und die Haarlocke Beethovens befinden sich als Ihr Eigentum in Ihren Händen. Da Sie, gnädige Frau, jedoch wünschten über den Hergang dieser Dinge und namentlich wie ich zu der Haarlocke gelangte genauen Bescheid zu haben, sende ich Ihnen dies Mitteilungen..." Josef Danhauser fertigte auch Skizzen von Beethovens Kopf und Händen sowie eine Porträtzeichnung des auf dem Totenbett liegenden Komponisten an. (F. G.)