Beethoven in the House (2020-2023)
Digitale Studien von Bearbeitungen für Hausmusik
Bis zur Einführung von Rundfunk und Audioaufnahmen war Hausmusik oft die einzige Möglichkeit, musikalische Werke kennenzulernen. Dennoch waren die Noten, die unseren primären Zugang zu dieser Kultur bilden, bislang kaum Gegenstand umfassender methodischer Studien. Die Entscheidungen der Arrangeure, die die Musik für den heimischen Konsum bearbeiteten – hinsichtlich Instrumentierung, Kürzung und/oder Vereinfachung –, spiegeln das Musikleben des 19. Jahrhunderts wider und gewähren uns so einen Einblick, der andere zeitgenössische Quellen wie Zeitungen, Anzeigen und Tagebücher ergänzt.
Das Projekt wurde vom Musikwissenschaftlichen Seminar Detmold-Paderborn (Leitung: Johannes Kepper, Wiss. Mitarbeiter: Marc Saccomano), dem e-Research Centre der University of Oxford (Leitung: Kevin Page, Wiss. Mitarbeiter: David Lewis), der Bodleian Library in Oxford (Leitung: Andrew Hankinson) und dem Beethoven-Archiv (Leitung: Christine Siegert, Wiss. Mitarbeiterinnen: Elisabete Shibata, Oktober-November 2020 Christin Heitmann) durchgeführt und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem britischen Arts and Humanities Research Council (AHRC) finanziert. In seinem Rahmen sollen zwei Studien entstehen: Eine ist den Ausgaben des Wiener Verlags Steiner von Beethovens Siebter und Achter Symphonie sowie Wellingtons Sieg gewidmet; auf der Basis eines detaillierten Vergleichs zwischen den Arrangements soll systematisch ein gemeinsamer "Kern“ der Bearbeitungen identifiziert werden. Eine zweite Studie versucht, in einem Korpus weniger bekannter und oft nur schlecht katalogisierter Bearbeitungen typische Merkmale dieser damaligen Musikindustrie festzustellen.
Die Studien setzen Arrangements in Musikcodierungen um, wobei auch neue Ansätze zur Teilerfassung nur der relevanten Anteile der Notation bzw. von Anmerkungen zum Einsatz kommen. Optical Music Recognition (OMR) und Linked Open Data (LOD) helfen, neue Erkenntnisse zu gewinnen und zu strukturieren. Die Ergebnisse werden digital so aufbereitet, dass sowohl Methoden als auch Forschungsdaten für digitale Musikwissenschaft und Digital Humanities allgemein nutzbar sind, siehe https://domestic-beethoven.eu/.
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, Projektnummer 429039809.