Ludwig van Beethoven, Skizzenblatt zur Sinfonie Nr. 7 op. 92, 2. und 4. Satz, Autograph
Beethoven-Haus Bonn, BH 120
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Wissenswert
Wie Stichlöcher Beweise erbringen können
Abgebildet ist ein autographes Skizzenblatt, das einmal einem ganzen Skizzenbuch angehörte. Das sogenannte Pettersche Skizzenbuch (HCB Mh 59) ist heute mit 74 Blättern noch fast vollständig. Einige Blätter wurden jedoch nach Beethovens Tod daraus entfernt und gingen in andere Hände über. Kann das vorliegende Doppelblatt einmal zu Petter gehört haben? Weitaus die meisten Skizzen in diesem Buch beschäftigen sich mit der Siebten und Achten Sinfonie. Da sich auch auf dem diesem Doppelblatt Skizzen zur Siebten Sinfonie befinden, würde es dem Inhalt nach zu Petter passen. An Äußerlichkeiten lässt sich einwandfrei belegen, dass dieses Skizzenblatt eines der später entfernten Stücke ist und einmal Bestandteil von Petter war: Das Petter-Skizzenbuch hat ein charakteristisches Wasserzeichen, das sonst in Beethoven-Papieren nur selten nachweisbar ist, und das wir auf diesem Doppelblatt wiederfinden: ein Anker mit den Buchstaben IAV. Wichtiger zur Identifizierung sind jedoch die Stichlöcher. Gustav Adolf Petter, der das Skizzenbuch eine Zeit lang besaß, ließ es neu binden. Diese neue Bindung heftete die Blätter durch den Mittelfalz. Es muß aber auch schon zu Beethovens Zeit eine Bindung gegeben haben. Das beweisen Tintenflecken, die sich von einer Seite auf die gegenüberliegende abgedrückt haben und sehr passgenau sind. (Außerdem wäre das Heft sonst in Einzelblätter auseinandergefallen, was bekanntermaßen nicht der Fall ist.) Diese alte Heftung ging nicht durch den Falz wie die neuere. Stattdessen bohrte man am Rand etwa einen Zentimeter vom Falz entfernt in einem Abstand von 16,5 cm zwei Löcher in das Papier, um den Faden durchzuziehen. Anhand der Maße und Abstände dieser Stichlöcher lässt sich leicht eine Zuordnung von Einzelblättern zu einem Konvolut treffen: Unser Skizzenblatt weist - wie übrigens alle später entfernten Einzelblätter - deutlich sichtbar die entsprechenden Löcher auf. Anhand des Inhaltes der Skizzen lässt sich das Blatt sogar an die Stelle des Petterschen Skizzenbuches einordnen, wo es sich zu Beethovens Lebzeiten befand: zwischen den jetzigen Blättern 29 und 30. (J.R.)