Johann Joseph Fux, Gradus ad Parnassum, Auszug, Partitur, Autograph Beethovens
Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer, HCB Mh 45
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Wissenswert
Lehrbuchsammlung
Zu jeder theoretischen Ausbildung gehört die entsprechende Fachliteratur, darunter in der Regel eine Handvoll Standardwerke. So auch bei Musikern und Komponisten, die nicht nur Praxis üben, sondern auch die Theorie des Tonsatzes und der Kompositionslehre "pauken" müssen. Zum Rüstzeug kompositorischer Ausbildung im 18. Jahrhundert gehörte das musiktheoretische Lehrwerk "Gradus ad Parnassum" von Johann Joseph Fux, das 1725 in Wien erstmals erschien. Die lateinische Originalausgabe hatte so großen Erfolg, daß sie sich überall hin verbreitete und schon bald ins Deutsche, Italienische, Französische und Englische übersetzt wurde. Um den "Gradus ad Parnassum" kam man nicht herum, er wurde bald zum Inbegriff des Kontrapunkts. Auch Beethoven hatte sich selbstverständlich damit auseinandergesetzt und auch ein Exemplar besessen.
Die hier abgebildete eigenhändige Abschrift zweier vierstimmiger Fugen aus dem "Gradus" machte sich Beethoven jedoch wahrscheinlich nicht zum eigenen Gebrauch. Ab 1809 hatte Beethoven einen ganz besonderen Schüler, dem er als einzigem nicht nur praktischen, sondern auch theoretischen Unterricht erteilte: Erzherzog Rudolph. Um diesen Unterricht vorzubereiten, erstellte Beethoven ein ganzes Kompendium von Auszügen aus den einschlägigen Theoriewerken der Zeit (Generalbaßschulen und Kontrapunktlehren), aus denen er interessante oder wichtige Abschnitte abschrieb. (J.R.)