Ludwig van Beethoven, Fidelio op. 72, 3. Fassung 1814, Terzett "Euch werde Lohn in bessern Welten", Partitur, Überprüfte Abschrift
Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer, HCB Mh 47h
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Wissenswert
Revision einer Kürzung
Das Terzett "Euch werde Lohn in bessern Welten" aus der Oper Fidelio op. 72 überarbeitete Beethoven mehrmals sehr stark. Die hier vorliegende Abschrift trägt von Kopistenhand die Fassung von 1805, Beethoven trug mit Rötel Korrekturen für die Fassung von 1814 ein. Schon für die Aufführung 1806 hatte der Komponist das Terzett um gut ein Fünftel gekürzt, diese Kürzungen machte er für 1814 jedoch weitestgehend wieder rückgängig. Damit ist "Euch werde Lohn" das einzige Stück innerhalb der Oper, bei dem Beethoven im Zuge der Um- und Überarbeitungen massive Streichungen wieder revidiert und zur ursprünglichen Fassung von 1805 zurückkehrt. Dies ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb er die vorliegende Abschrift aus dem Material der Uraufführung von 1805 verwendet und nicht - wie in den meisten anderen Fällen - die Version von 1806. Die Rücknahme der Kürzungen lässt sich gut an der Reprise, der Wiederaufnahme von Florestans Dankgesang nachvollziehen. Nach Bl. 19 wurden fünf Blätter entfernt, schon auf Bl. 19v (Bild 38) finden sich massive Streichungen mit Rötel, zusätzlich hatte Beethoven das Wort "Aus" quer über die Partitur geschrieben. Diese Kürzung nimmt er nun zurück: oben und unten durch das Wort "bleibt", am linken Rand quer durch "gilt", außerdem radiert er das Wort "aus" wieder weg (es gelingt ihm nicht ganz, die Umrisse sind noch zu erkennen). Die entfernten Takte werden durch drei neue Blätter 20 bis 22 mit einer überarbeiteten und etwas gekürzten Version ersetzt. Vorlage hierfür - die entfernten Blätter waren wohl schon vernichtet - war die Abschrift HCB Mh 48, die ebenfalls im Beethoven-Archiv beheimatet ist. (J.R.)