Ludwig van Beethoven, Fidelio op. 72, 3. Fassung 1814, Duett "Jetzt, Alter, jetzt hat es Eile!", Partitur, Überprüfte Abschrift
Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer, HCB Mh 47e
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Wissenswert
Streichungen beschleunigen das Tempo
Abgebildet ist eine Kopistenabschrift des Duetts Pizarro/Rocco "Jetzt, Alter, jetzt hat es Eile" aus Beethovens einziger Oper Leonore bzw. Fidelio. Der Kopist schrieb das Duett in der Fassung von 1806, Beethoven korrigierte diese im Zuge der Umarbeitung der Oper 1814. Bei dieser letzten Revision straffte Beethoven den Ablauf durch gezielte Streichungen, die die Wirkung verstärkten und das Tempo der Handlung beschleunigten. Auch die vorliegende Abschrift trägt solche Eingriffe: auf etlichen Blättern kürzte Beethoven Takte oder ganze Phrasen. So gleich zu Beginn auf den beiden ersten Notentextseiten: Pizarro beginnt in der Fassung von 1806, wie sie der Kopist schrieb, mit dem Wortlaut: "Jetzt, Alter, Alter, jetzt hat es Eile!". Er singt quasi atemlos - es hat ja Eile - mit Pausen versetzt auf fünf Takte verteilt. Beethoven korrigiert dies, in dem er die zwei Takte "Alter, Alter" streicht bzw. ausradiert und die Phrase auf drei Takte zusammenzieht. Erst jetzt entsteht tatsächlich der Eindruck, Pizarro sei gehetzt - "Jetzt, Alter, jetzt hat es Eile." Nur ein kleines Detail und im Manuskript keine große Korrektur - aber welche dramaturgische Wirkung erzielt Beethoven damit! (J.R.)