Ludwig van Beethoven, Skizzenblatt zur Violoncellosonate op. 69, Autograph
Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer, HCB BSk 9/57
digitalesarchiv@beethoven.de
Wissenswert
Arbeiten im Rösselsprung? Unwahrscheinlich für Beethoven!
Abgebildet ist ein Skizzenblatt mit Notierungen zur Sonate für Violoncello und Klavier op. 69. Beethoven erwähnt diese Sonate zum ersten Mal in einem Brief vom 8. Juni 1808 an den Verleger Breitkopf & Härtel in Leipzig, dem er die Sonate verkaufen möchte. Wir können davon ausgehen, dass sie zu diesem Zeitpunkt schon fertig gestellt war. Die Skizzen stammen also ungefähr aus der ersten Jahreshälfte 1808, vielleicht auch vom Winter davor. Der Beethoven-Forscher Alan Tyson rekonstruiert für diese Zeit ein Skizzenbuch Beethovens, das als vollständiges Buch nicht mehr existiert und dessen Blätter nach Tyson in alle Winde verstreut sind. Das rekonstruierte Skizzenbuch datiert er zwischen Herbst 1807 und ungefähr Februar 1808. Tyson definiert dieses Buch als ein von Beethoven selbst aus unterschiedlichen Papierresten gefertigtes Heft. Nicht verwunderlich, dass die dazu gehörenden Blätter unterschiedliche Papiersorten aufweisen. Die Zugehörigkeit zu diesem rekonstruierten Buch beweist Tyson mittels einheitlicher Stichlöcher, die sich auf den verschiedenen Blättern finden lassen. Sieghard Brandenburg dagegen hält die Heftlöcher allein für "schwache Indizien" (in seinem Kommentar zum Faksimile des Autographs des 1. Satzes der Sonate), schließt jedoch die Existenz des Buches nicht völlig aus. Allerdings betont er, Beethoven hätte - folge man der Rekonstruktion - sein Arbeit zur Cellosonate op. 69 vor- und zurück springend auf freigebliebene Seiten des Buches notiert. Wolle man tatsächlich die Reihenfolge der Rekonstruktion als chronologisch annehmen, hätte Beethoven zwangsläufig sehr unsystematisch gearbeitet. In diesem Ausmaß ist das nicht wahrscheinlich. (J.R.)