Ludwig van Beethoven, Sonatine für Klavier (G-Dur) op. 79, Autograph
Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer, HCB BMh 1/41
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Klingendes Autograph
Wissenswert
Verlagsgeschichten
Das Autograph der Klaviersonate (Sonatine) op. 79 war zunächst im Besitz Muzio Clementis, seinerzeit ein gefeierter Klaviervirtuose, Komponist und Verleger in England. Clementi trennte jedoch die einzelnen Sätze und verkaufte sie weiter. Nur einem glücklichen Zufall ist es zu verdanken, dass die Einzelteile Ende des 19. Jahrhunderts wieder bei einem englischen Sammler zusammenkamen und neu gebunden werden konnten (daher zwischen erstem und zweitem Satz die eingebundenen Briefe).
Auf einer Konzertreise 1804 hatte Clementi mit Beethovens Verlegern Breitkopf & Härtel in Leipzig bereits ein Abkommen geschlossen, nachdem ihm die Leipziger unter Beteiligung am Komponistenhonorar Rechte Beethovenscher Kompositionen für den britischen Markt abtreten wollten. Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten Beethovens mit Breitkopf & Härtel führte aber dieser Vertrag letztlich nicht zu einer Veröffentlichung seitens Clementis. Auf einer späteren Reise 1806 versuchte Clementi erneut, in Leipzig Musikmanuskripte Beethovens zu erwerben - diesmal kam ihm Napoleon dazwischen. Da Preußen wegen des Krieges unerreichbar war, entschloß sich Clementi, nach Wien weiterzureisen - ein Glücksfall, wie sich herausstellen sollte. Dort trafen sich der englische Verleger und Beethoven und wurden am 20. April 1807 handelseinig. Clementi erwarb bei Beethoven die Exklusivrechte mehrerer Werke für das ganze britisches Hoheitsgebiet. An seinen Teilhaber in London berichtete er erfreut über den Handel, da er mit 200 Pfund Sterling ein gutes Geschäft gemacht hatte (Clementi erstand zu diesem Preis die drei Quartette op. 59, die Vierte Sinfonie op. 60, die Coriolan-Ouvertüre op. 62, das Violinkonzert op. 61 und dessen Bearbeitung als Klavierkonzert und das Vierte Klavierkonzert op. 58). Auch Beethoven war mit dem Kontrakt hoch zufrieden, wie er am 11. Mai desselben Jahres seinem Freund, Graf Brunsvik, brieflich mitteilte: "(...) 200 Pf. [und] Sterling erhalte ich - und noch oben drein kann ich dieselben Werke in Deutschland und Frankreich verkaufen (...)" (BGA 281. Beethoven an Graf Franz Brunsvik in Ofen, Wien, 11. Mai 1807). In der Folge kam es jedoch zwischen den beiden Vertragspartnern zu Unstimmigkeiten. Clementis Firma in London hatte einige der verkauften Manuskripte nicht erhalten (offenbar wegen der Kriegswirren und des napoleonischen Embargos für England) und verschob daher die Auszahlung des vereinbarten Betrages, der erst im April 1810 beglichen wurde. Dennoch trat Beethoven mit den Londoner Verlegern in erneute Geschäftsbeziehungen (diesmal erfolgreicher), in deren Folge bei Clementi & Co. in den Jahren 1811 auch die Sonate op. 79 erschien. (J.R.)