Louis Spohr, Brief an den Verlag Simrock in Bonn, Kassel, 18. Oktober 1835, Autograph
Beethoven-Haus Bonn, NE 241, 36
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Zusammenfassung
Spohr gibt Erklärungen und Anweisungen zum Druck der Chorstimmen seine Oratoriums "Des Heilands letzte Stunden" WoO 62 und bittet den Verlag, den dazugehörenden Klavierauszug, der im Selbstverlag erschienen war, in Kommission zu verkaufen. Wegen der großen Nachfrage nach dem Klavierauszug bittet Spohr, den Druck der Chorstimmen zu beschleunigen.
Text: "Wohlgeborner Herr, Die, von Ihnen mir zur Ansicht zugeschickte Stelle, die ich hier wieder beylege, ist ganz richtig aufgeschrieben. Sie steht auch eben so im Clavierauszuge. Doch ist der Text in diesen 2 Takten allerdings von wenig weiter durcheinander gedruckt. Ihr Kopist hat doch nicht vergessen, die Alt- und Tenor-Stimme in die, von Ihnen gewählten (von pag. 105 an bis zu Ende des Chors) zu transponiren? Überhaupt bitte ich Sie, eine recht genaue Correktur der Chorstimmen zu veranlassen. In der Clavierbegleitung meines Clavierauszugs sind leider einige Fehler stehen geblieben, doch zum Glück nur solche, die sich leicht auffinden lassen. - Die, von Ihnen vorgeschlagene Nummerierung der Chöre scheint mir nöthig und zweckmäßig. Hinsichtlich des Verkaufs der Clavierauszüge, wünsche ich nur, dass bey Ihnen welche in Commision liegen, damit mit den Chorstimmen auch diese bey Ihnen bezogen werden können. Wollen Sie sich aber güthigst für den Absatz derselben interessirn, so veranlassen Sie die Musiklehrer und Musikfreunde Ihrer Bekanntschaft Subscribenten für den Clavierauszug zu sammeln und mir einzusenden, wo ich dann das 7te Exemplar frei, aber bey weniger als 6 Exemplaren 15 Prozent Rabatt geben würde. Nach meiner Ankündigung kann ich weder den Preis erhöhen noch das Werk in den Buchhandel geben. Jede solche Bestellung wird dann auch dem Absatz Ihrer Chorstimmen förderlich seyn. - Ich habe, wie ich versprach, allen meinen Abnehmern, an die ich nach Empfang Ihres Schreibens Exemplare sandte, gemeldet, daß Sie die Chorstimmen stechen. Es waren aber von Leipzig aus schon viele Exemplare versandt, weshalb es nöthig seyn wird, daß Sie den Druck der Chorstimmen sogleich öffentlich bekannt machen. - Wie ich die Wirkung meines Werks in 2 Aufführungen gefunden habe, darf ich wohl hoffen, daß nach den zahlreichen Aufführungen, die für nächsten Winter projektirt werden, der Haupt-Absatz erst beginnen werde. Es war bey den "letzten Dingen" eben so. - Was nun dieses Werk anbetrifft, so wünschte ich zwar, daß es von neuem gedruckt werde, ich mögte mich aber nicht wieder mit dem Verkauf, wenn auch nur einer kleinen Anzahl von Exemplaren, befassen, da ich jetzt die Clavierauszüge des andern habe. Ich offerire Ihnen daher das Verlagsrecht für ein Honorar von 50 Rth. und einige Exemplare zu eigenem Gebrauch. Die Bestell[un]gen, die hauptsächlich aus Hollan[d und] Prag einlaufen, werden Ihnen [gleich?] nach erfolgter öffentlicher A[nkün]digung zufallen. Mit vorzüglicher Hochachtung Ew. Wohlgeb. ergebenster Louis Spohr.". Karl Traugott Goldbach, Spohr-Briefe: <http://bit.ly/1P4pFUC>