Alla ingharese quasi un Capriccio für Klavier (G-Dur) op. 129
Hörproben
Entstehung
Wie amüsieren wir uns über Beethovens geniale Umsetzung des musikalischen Programms. Dabei hat Beethoven mit dem Titel gar nichts zu tun. Wut? Zorn? Mitnichten! Als Beethoven das Stück 1795 komponierte, betitelte er es als "Leichte Kaprice" und versah diese mit der Tempoangabe "Alla ingharese. quasi un capriccio". "Ingharese" ist eine Verballhornung von "ongarese" - ungarisch. Also durchaus feurig und temperamentvoll. Allerdings ohne Wut und auch ohne Groschen.
Den in allen Sprachen verwendeten berühmten Titel verdankt das Werk dem Verleger Anton Diabelli. Dessen Teilhaber C. A. Spina erstand das Manuskript der Caprice auf der Versteigerung von Beethovens musikalischem Nachlass im November 1827. Diabelli vervollständigte das fragmentarische Werk und veröffentlichte es 1828. Am Fuß der ersten Notenseite hielt Diabelli fest: "Diese unter L. v. Beethoven's Nachlasse vollendet vorgefundene Capriccio ist im Manuscripte folgender Massen betitelt: Die Wuth über den verlornen Groschen, ausgetobt in einer Caprice." Zwar trägt Beethovens Autograph eine solche Aufschrift, sie ist jedoch ganz eindeutig nicht von Beethovens Hand und wurde nachträglich dazugesetzt.
Von Beethoven nicht intendiert, traf Diabellis Titel dennoch ins Schwarze - und hat sich als programmatisches Konzept für alle Zeiten festgesetzt. (J.R.)