3. Satz: Frühjahr 1802 (ursprünglich Finale zu op. 30,1), die anderen Sätze Anfang 1803
Die "Kreutzer"-Sonate für Klavier und Violine op. 47 ist nicht Beethovens erster Versuch mit der Gattung Violinsonate. Er hatte zuvor schon acht Sonaten für die gleiche Besetzung komponiert. Dennoch schafft Beethoven etwas Neues, Anderes, Unerwartetes mit dieser Violinsonate, die er in den Jahren 1802/03 komponiert. Der Unterschied spiegelt sich in den originalen Titeln wieder: die vorangegangenen Sonaten op. 12, 23, 24 und 30 werden noch als "Sonaten für Klavier mit einer Violine" oder gar "für Klavier mit Begleitung einer Violine" angezeigt. Die Wertung kommt dabei klar zum Vorschein: Klavier und Violine sind zwar de facto schon gleichberechtigte Partner, der alten Tradition folgend wird das Klavier jedoch noch betont zuerst genannt. Mit op. 47 verändert sich diese Gewichtung. Der Titel der Originalausgabe hebt dies explizit hervor: "Sonata per il Pianoforte ed un Violino obligato, scritta in uno stile molto concertante, quasi come d'un concerto." - "Sonate für Klavier und obligate Violine, geschrieben in einem äußert konzertanten Stil, quasi wie ein Konzert." Die Violine wird nicht mehr als Begleitinstrument gehandelt, im Gegenteil. Sie ist "obligat", unverzichtbar. Und schon im Titel kommt die hohe Virtuosität zum Ausdruck, die die Sonate prägt. Für Beethovens Zeitgenossen war die Sonate mindestens ungewohnt, was den Rezensenten der Allgemeinen musikalischen Zeitung 1805 veranlaßte, von einem "seltsamen Werk" zu sprechen. Ja, er vermutete sogar, man müsse einem "ästhetischen oder artistischen Terrorismus" anhängen, um die Sonate genießen zu können. (J.R.)
Zeitzeichen Bridgetower