Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 (Es-Dur) op. 73
Hörproben
Widmung
Entstehung
Mit der Besatzung verschlechterten sich die Lebensverhältnisse in Wien. Die einheimische Bevölkerung hatte für den Unterhalt der Truppen aufzukommen, was die allgemeine Versorgungslage dramatisch verschärfte. Zudem war Österreich verpflichtet, Reparationszahlungen zu leisten sowie Zwangsanleihen und Sondersteuern abzuführen, von denen auch Beethoven betroffen war. Beethoven schreibt am 19. September 1809 nach Leipzig: "wir sind hier in geldes Noth, dann, wir brauchen zweimal so viel als sonst - verfluchter Krieg" (BGA 400), und am 2. Januar 1810 klagt er "wir haben nicht einmal mehr gutes genießbares Brod" (BGA 419). Beethoven hatte zudem noch ausgesprochen unangenehme Erinnerungen an die erste französische Besatzung 1805, deretwegen u.a. die Uraufführung der Leonore zu einem veritablen Misserfolg wurde. Beethovens Haltung Napoleon gegenüber schlug 1809 in Ablehnung um. Der allgemeinen Gesinnung folgend, wurde auch Beethoven 1809 zunehmend deutsch-national. Die Materialien zum 5. Klavierkonzert machen das deutlich:
Etliche Skizzen zum 5. Klavierkonzert befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft mit Skizzen zu Heinrich Joseph von Collins Wehrmannslied "Östreich über alles" (siehe z.B. das Skizzenblatt HCB Mh 79). Collins Wehrmannslieder erfreuten sich großer Beliebtheit und erfuhren mehrere Vertonungen. Collin wurde wegen der Texte von den Franzosen gesucht. Beethoven vollendete die Lied-Komposition jedoch nicht.
Ein weiteres Zeugnis von Beethovens Patriotismus findet sich am unteren Rand von Bl. 74r im Partiturautograph zum fünften Klavierkonzert, zu Beginn des 2. Satzes. Beethoven hält hier fest "Östreich löhne Napoleon" - Österreich zahle es Napoleon heim! (Hans-Werner Küthen, Herausgeber des Konzerts in der Neuen Beethoven-Gesamtausgabe, schließt aus dieser Bemerkung, dass Beethoven den zweiten Satz des Konzerts nach der Eroberung Wiens geschrieben hat.)
Erzherzog Rudolph und die kaiserliche Familie kehrten erst am 30. Januar 1810 aus dem ungarischen Exil nach Wien zurück. Beethoven hatte die Abwesenheit seines Schülers u.a. dafür genutzt, das Konzert zu vollenden. Beethovens Freude über die Rückkehr seines begabten Schülers war groß. Neben der Klaviersonate "Les Adieux" op. 81a erhielt der Erzherzog auch das fünfte Klavierkonzert von seinem Lehrer gewidmet. Eine Widmung, die unter den geschilderten Umständen mehr als nachvollziehbar und folgerichtig erscheint. (J.R.)