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Digitales Archiv

Elf Tänze für Orchester WoO 17


Entstehung

Angeblich Sommer 1819
Anton Schindler berichtet von Beethovens Sommer-Aufenthalt 1819: "Auch willfahrte er [Beethoven] im Sommer 1819 (...) den wiederholten dringenden Bitten einer aus 7 Mitgliedern bestehenden Musikgesellschaft, die damals in einem Gasthofe in der Briel bei Mödling zum Tanz zu spielen pflegte, und schrieb einige Parthien Walzer für sie, die er selbst auch in die einzelnen Stimmen aussetzte." (Anton Schindler, Biographie von Ludwig van Beethoven, Münster 1845). Der Musikwissenschaftler Hugo Riemann fand 1905 im Archiv der Thomasschule in Leipzig Stimmenabschriften von Tänzen und vermutete zunächst Carl Maria von Weber als Autor. Dann stellte er jedoch fest, dass Webers Kompositionsweise bei Tänzen anders, schlichter war - Weber schied daher als Autor aus. Als Riemann dann auf Schindlers oben wiedergegebene Schilderung stieß, bezog er die Tänze in seiner Ausgabe auf Mödling und schrieb sie Beethoven zu. Die von Riemann beschriebenen Handschriften selbst sind im Zweiten Weltkrieg verschollen, eine Überprüfung ist daher nicht mehr möglich.

Die Echtheit der elf Tänze wird durch die Forschung Shin Augustinus Kojimas allerdings bestritten: Schindler ist, wie wir heute wissen, kein glaubwürdiger Zeuge. Er trat erst 1822 mit Beethoven in Kontakt, alle Details aus den vorangegangenen Jahre sind mit äußerster Vorsicht zu genießen. Auf keinen Fall war Schindler, wie er in der 3. Auflage seiner Beethoven-Biographie von 1860 behauptet, selbst bei der Begebenheit anwesend. Zudem berichtet er von "einigen Parthien Walzer", WoO 17 beinhaltet jedoch nicht nur Walzer, sondern auch Ländler und Menuette, von denen in Schindlers Bericht keine Rede ist. Einen weiteren Aspekt hat Riemann ebenfalls nicht berücksichtigt: Beethoven arbeitete intensiv mit Skizzen. Es ist ausgesprochen unwahrscheinlich, dass innerhalb der mannigfaltigen überlieferten Skizzen des Jahres 1819 keine einzige von WoO 17 zu finden ist, wenn die Tänze tatsächlich Werke Beethoven wären. Letztes Ausschluss-Kriterium ist für Kojima schließlich eine stilkritische Untersuchung, der WoO 17 in Besetzung und Faktur nicht Stand hält. (J.R.)
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Erstausgaben

Musikdrucke

Literatur

Gemeinsame Normdatei

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