April 1800
Beethoven komponierte seine einzige Sonate für Horn Anfang 1800. Johann Wenzel (Jan Václav) Stich alias Giovanni Punto, der berühmteste Hornvirtuose seiner Zeit, hielt sich einige Zeit in Wien auf. Wahrscheinlich im Haus des Grafen Deym machte er die Bekanntschaft des Komponisten. Beethoven komponierte die Hornsonate eigens für Puntos Akademie im Kärntnertor-Theater am 18. April 1800. Punto war ein Virtuose, der durch seine ausgefeilte Technik auch zur Erweiterung der klanglichen Möglichkeiten des Instruments beitrug. Um 1800 war das Horn noch ein Naturtoninstrument ohne Ventile. Chromatische Töne, die von der Naturtonreihe abwichen, konnte man nur durch spezielle Techniken wie Stopfen (die Veränderung der Luftsäule im Instrument durch Einführen der rechten Hand in die Stürze) oder bestimmte Anblastechniken erreichen. Erkauft wurden diese "Sondertöne" häufig durch verminderte Klangqualität. Punto war einer der Wenigen, deren klangliches Ebenmaß und meisterhafte Beherrschung aller Töne gerühmt wurden. Beethoven schöpfte Puntos Kapazitäten voll aus und gab ihm jede mögliche Gelegenheit, seine Fertigkeiten unter Beweis zu stellen: er komponierte ihm die Sonate quasi auf den Leib und führte sie mehrfach auf öffentlichen und privaten Konzerten mit Punto zusammen auf. Die Personalisierung brachte allerdings auch Nachteile mit sich: wer sollte ein technisch so anspruchsvolles Stück spielen außer Punto? Vielleicht aus diesem Grund brachte der Verleger Mollo ein Jahr später, im März 1801, die Sonate im Druck nicht nur für Klavier und Waldhorn, sondern alternativ auch mit einer Cellostimme heraus, was die Absatzmöglichkeiten des Werks erheblich steigerte. Es ist nicht sicher, ob Beethoven die Bearbeitung für Violoncello selbst vornahm. Er wird sie allerdings zumindest gebilligt haben, andernfalls hätte er öffentlich Widerspruch eingelegt. (J.R.)