Sechs Gesänge für Singstimme und Klavier op. 75
Hörproben
Widmung
Textdichter
Entstehung
Beethoven trug die sechs Gesänge op. 75 dem Verlag Breitkopf & Härtel erstmals am 4. Februar 1810 an. Ziel des Komponisten war, die Kompositionen gleichzeitig in Deutschland und England zu verkaufen, welchen Vorschlag er im gleichen Schreiben dem Leipziger Verlag unterbreitete (tatsächlich hatte er in Muzio Clementi schon einen Londoner Verleger gefunden). Eine Herausgabe auf der Insel würde das Geschäft nicht behindern, da für die Verbreitung lediglich auf einen gemeinsamen Erscheinungstermin geachtet werden müsse, so dass keiner der beiden Verleger einen Vorteil habe. Als solchen Termin schlägt Beethoven den 1. September 1810 vor. Beethoven versuchte oft, solche Parallelausgaben zu erreichen - etliche Male mit Erfolg. Der Vorteil lag für ihn auf der Hand: in Zeiten eines noch mangelnd ausgeprägten Urheberschutzes und nicht vorhandener Tantiemen musste der Autor ein Interesse daran haben, ein Werk so oft wie möglich zu verkaufen.
Breitkopf & Härtel nahmen zwar op. 75 in Verlag, waren aber dennoch misstrauisch bezüglich der Londoner Ausgabe bei Clementi. Als Beethoven am 2. Juli 1810 die Manuskripte nach Leipzig abschickte, betont er erneut: "sie erhalten hier den 1.n Transport, welcher bis 1.ten September 1810 erscheinen soll und besteht aus (...) 6 Arietten. (...) Doch ist es gewiß für ihr Merkantilisches Beste durchaus nöthig, daß sie den 1.ten September herauskommen, d.h. die Werke des ersten Transport." (BGA 451). Breitkopf & Härtel trauten dieser Aussage nicht und erkundigten sich über einen befreundeten Kaufmann in London nach dem Fortgang von Clementis Ausgabe der Lieder. Tatsächlich erschienen dessen Einzelausgaben der Nr. 1-5 bereits im August 1810, während sich die deutsche Originalausgabe bis Ende Oktober 1810 verzögerte.
Für Breitkopf & Härtel war die Sorge um mangelnden Absatz allerdings unbegründet. Die Nachfrage war so groß, dass der Leipziger Verlag im Juli 1827 schon die vierte neulithographierten Ausgabe herausbrachte. Auch andere Verlage druckten die Gesänge nach und trugen so zur großen Verbreitung der Lieder bei. (J.R.)