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Digitales Archiv

"Christus am Ölberge", Oratorium für drei Solostimmen, Chor und Orchester op. 85


Hörproben

Entstehung

March 1803
Zeit seines Lebens suchte Beethoven gute Libretti, um daraus dramatische Werke, Opern, zu komponieren. Schon in den 1790er Jahren hatte er davon geträumt, eine große Oper zu schreiben. Dennoch ging er das Projekt vorsichtig und behutsam an und bereitete sich sorgsam darauf vor. Zunächst wählte er sich einen der Altmeister der Gattung, um bei diesem dramatische Komposition zu lernen: ab 1802 ging er zur "Nachhilfe" zu Antonio Salieri. Außerdem erprobte er sein Geschick in einer verwandten Gattung, dem Oratorium, das ebenso mit dramatischen Effekten und Textausgestaltung arbeitet wie die Oper. Beethovens einziges Oratorium "Christus am Ölberge" op. 85 basiert auf einem im alpenländischen Raum häufiger vertonten Stoff, der Einleitung der Passion: der verängstigte Christus, der sich nach dem Abendmahl mit seinen Jüngern zum Beten in den Garten Gethsemane zurückzieht, von diesen jedoch im Stich gelassen und schließlich gefangen genommen wird. Nach eigenen Aussagen komponierte Beethoven sein Oratorium im März 1803 innerhalb von nur 14 Tagen.

Das Oratorium wurde gemeinsam mit dem dritten Klavierkonzert op. 37 und der 1. und 2. Symphonie op. 21 und 36 in der Akademie vom 5.4.1803 im Theater an der Wien uraufgeführt. Der anonyme Rezensent der "Allgemeinen musikalischen Zeitung" vom 25.5.1803 berichtet allerdings recht verärgert über das Werk: "Noch gab Herr Beethoven eine Kantate von seiner Komposition: Christus am Oehlberg. Niemand hat den folgenden Tag begreifen können, warum Hr. B. bey dieser Musik die ersten Plätze doppelt, die gesperrten Sitze dreyfach, und jede Loge (statt 4 Fl.) mit 12 Dukaten sich bezahlen liess. - Allein man darf hierbey nicht vergessen, dass dieses Hrn. Beethovens erster Versuch dieser Art war. Ich wünsche aufrichtig, dass er den Kassen-Gehalt bey dem zweyten Versuche eben so ergiebig; von Seiten der Komposition aber mehr Charakterisirung und einen besser überdachten Plan haben möge."

Der Mißerfolg der Komposition liegt nicht nur, aber in hohem Maße in den Schwächen ihres Librettos begründet. Der Text von Franz Xaver Huber ist ausgesprochen simpel und überschreitet an vielen Stellen die Grenze zum Lächerlichen. Auch dramaturgisch läßt die Behandlung des Stoffes viele Wünsche offen.

Für eine erneute Aufführung am 27. März 1804 arbeitete Beethoven seine Komposition so grundlegend um, dass die Fassung von 1803 heute nur schwer rekonstruierbar ist. Am Text retuschierte man sogar noch intensiver. Wahrscheinlich auf Betreiben des Verlags Breitkopf & Härtel in Leipzig, bei dem 1811 die Originalausgabe erschien, wurde das Libretto sprachlich geglättet und stilistisch mehr dem Zeitgeschmack des betrachtenden, erbaulichen angepasst. Das Werk wurde anders, auch gefälliger - gut wurde es nicht. Beethoven war sich dessen wohl bewußt und lehnte in späteren Jahren Stoffe ab, wenn er von deren Qualität - auch in textlicher Hinsicht - nicht überzeugt war. "daß ich wohl jezt ganz anders ein oratorium schreibe als damals das ist gewiß", schreibt er im August 1811 an den Verlag Breitkopf & Härtel. Umgesetzt hat er die Behauptung nicht und kein weiteres Oratorium mehr komponiert, obgleich immer wieder sowohl Anfragen als auch Pläne vorlagen. (J.R.)
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Musikhandschriften

Erstausgaben

Frühdrucke

Bearbeitungen

Musikdrucke

Schriftdokumente

Billet an Ferdinand Ries, Wien, möglicherweise Ende März oder Anfang April 1803, HCB BBr 97
Brief an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Wien, zwischen dem 15. und 27. September 1803, HCB Br 61
Autograph
Brief an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Wien, 14. Oktober 1803, HCB Br 306
Brief an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Wien, 23. Oktober 1803, HCB Br 307
Briefe Ludwig van Beethoven und Kaspar Karl van Beethoven an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Wien, 23. November 1803, HCB Br 308. - HCB Br 62
Brief an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Wien, 26. August 1804, HCB Br 63
Autograph
Brief an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Wien, 10. Oktober 1804, HCB Br 309
Brief an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Wien, 16. Januar 1805, HCB Br 64
Autograph
Brief an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Wien, 1. Februar 1805, HCB Br 311
Brief an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Wien, 18. April 1805, HCB Br 66
Autograph
Brief an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Wien, Mai 1805, HCB Br 65
Autograph
Brief an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Wien, 5. Juli 1806, HCB Br 67
Autograph
Brief an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Grätz, 3. September 1806, HCB Br 68
Autograph
Brief an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Wien, 5. April 1809, HCB Br 76
Autograph
Brief an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Wien, 26. Juli 1809, HCB Br 78
Autograph
Brief an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Wien, 22. November 1809, HCB BBr 8
Autograph
Brief an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Wien, Anfang Dezember 1809, HCB Br 82
Eigentumsbestätigung für Breitkopf & Härtel, Wien, Januar 1810, HCB Br 84
Brief an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Wien, 4. Februar 1810, HCB Br 85
Brief an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Baden, 21. August 1810, HCB Br 88
Autograph
Brief an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Wien, 15. Oktober 1810, HCB Br 92. - HCB Br 91
Autograph
Brief an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Wien, 19. Februar 1811, HCB Br 93
Autograph
Brief an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Teplitz, 23. August 1811, HCB Br 96
Autograph
Brief an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Wien, 9. Oktober 1811, HCB Br 97
Autograph
Brief an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Wien, 28. Januar 1812, HCB Br 98
Autograph
Brief an Joseph von Varena in Graz, Wien, 8. Mai 1812, HCB Br 262
Autograph
Brief an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Teplitz, 17. Juli 1812, HCB Br 102
Autograph
Brief an Joseph von Varena in Graz, Wien, 8. April 1813, HCB BBr 115
Autograph
Brief an Ferdinand Ries in Bonn, Wien, 11. Februar 1825, HCB Br 202
Autograph
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Bilder

Literatur

Handschriftliche Quellen in anderen Bibliotheken

Berlin: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv
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