(Jan.?) bis März 1807
Das Trauerspiel "Coriolan" des österreichischen Dichters Heinrich Joseph von Collin (1771-1811) erlebte seine Uraufführung am 23. November 1802. Die Tragödie war ausgesprochen erfolgreich und blieb auf dem Spielplan bis zum 5. März 1805. Warum Beethoven die Ouvertüre allerdings erst im Frühjahr 1807 komponierte, als Collins Tragödie längst von der Bühne verschwunden war, liegt im Unklaren. Möglicherweise schlossen sich der Komponist und der Dichter aus einem gemeinsamen Interesse der Theaterleitung gegenüber zusammen. Ende 1806 wechselte die Leitung der k. k. Hoftheater. Peter von Braun trat ab, und die drei Fürsten Lobkowitz, Schwarzenberg und Esterhazy übernahmen gemeinsam die Direktion und Intendanz. Sowohl Beethoven als auch Collin hatten mit Braun Probleme gehabt, beide fühlten sich von diesem übervorteilt. Es ist gut denkbar, dass sie mit dem Gemeinschaftsprojekt die neue Theaterdirektion auf sich aufmerksam machen wollte. Tatsächlich erlebte die Ouvertüre im Palais Lobkowitz im März 1807 ihre Uraufführung. Obwohl die Tragödie im April 1807 noch ein einziges Mal mit Beethovens Musik gegeben wurde, kehrte sie nicht mehr auf den Spielplan zurück.
Beethoven widmete seine "Coriolan"-Ouvertüre dem Dichter, mit dem ihn eine herzliche Beziehung verband. Zusammen mit Collin als Librettisten ging er mehrere Oratorien- und Opernprojekte an, die allerdings nie verwirklicht wurden. (J.R.)