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Digitales Archiv

"Der glorreiche Augenblick", Kantate für 4 Solostimmen, Chor und Orchester op. 136


Hörproben

Textdichter

Aloys Weißenbach
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Entstehung

Ca. Ende September bis November 1814
Die Kantate "Der glorreiche Augenblick" gehört zu den Kompositionen, die Beethoven während der Zeit des Wiener Kongresses verfasste. Wie alle die Werke, die in Verbindung mit dem wohl größten politischen Ereignis der Zeit entstanden, wird auch op. 136 heute meist ob ihrer unleugbaren Schwächen (vor allem im Bereich der musikalischen Inspiration) abgeurteilt und unter Beethovens weniger geniale Werke gezählt. Dieses Urteil lässt allerdings völlig historische Zusammenhänge außer Acht und ist deshalb zu einseitig. Beethovens Kongress-Kompositionen standen in einem ganz bestimmten Kontext und wurden zu einem bestimmten Anlass geschrieben, dem sie absolut adäquat waren.

Die Kantate erlebte ihre Uraufführung am 29. November 1814, zusammen mit der Schlachtensinfonie "Wellingtons Sieg" op. 91 und der 7. Sinfonie op. 92 (Wiederholungen folgten am 2. und 25. Dezember). Anwesend waren alle zum Kongress in Wien weilenden Monarchen, "der sämmtliche allerhöchste Hof, die anwesenden Souveraine und fremden Monarchinnen, Prinzen und Prinzessinnen" (Wiener Zeitung, 30.11.1814), was dem Konzert einen offiziellen Charakter verlieh. In diesem Zusammenhang ist auch das Huldigungsgedicht "Der glorreiche Augenblick" von Aloys Weißenbach und Beethovens Vertonung zu sehen. Beethoven war sich bewusst, wer in erster Linie das Konzert besuchen würde, andernfalls wäre weder die musikalische Umsetzung noch die Auswahl des Textes sinnvoll gewesen. Zugegeben: Die Kantate ist effekthaschend, plakativ, simpel und populistisch, aber genau das sollte sie auch sein. Schließlich ging es um Huldigung der Anwesenden innerhalb eines inoffiziellen Staatsaktes. Das Werk verfehlte denn auch seine beabsichtigte Wirkung nicht, das Publikum war begeistert. Die Wiener Zeitung berichtete: "Der Beyfall war einstimmig, als aber Vienna sang: was nur der Erde Hoch und Hehres hat, In meinen Mauern hat es sich versammelt (...) und als die Seher (...) und der Genius sangen: Kein Aug ist da, das seinem Fürsten nicht begegnet: und die beiden andern Stimmen einfielen: Kein Herz ist nah Das nicht sein Landesvater segnet: da brach das Entzücken aus allen Anwesenden mit dem lautesten Beyfalle vor, der die starke Begleitung des Kompositors weit übertönte".

Trotz des Entstehungszusammenhangs zählte die Kantate für Beethoven selbst nicht zu den Eintagsfliegen. Er verkaufte sie zusammen mit anderen Werken 1815 an den Wiener Verleger S. A. Steiner und versuchte ein Jahr darauf, auch in England einen Verlag dafür zu finden. Auch in späteren Jahren dachte Beethoven mehrfach über eine Wiederaufführung innerhalb seiner Konzerte nach (nicht umgesetzt) und plante 1825 sogar, noch eine Ouvertüre dazu zu komponieren (ebenfalls nicht verwirklicht). (J.R.)
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