Winter 1790/91
Am Karnevalssonntag, 6. März 1791 kam im Redoutensaal im Bonner Schloss ein "karakteristisches Ballet in altdeutscher Tracht" durch den Bonner Adel zur Aufführung. Veranstalter des Amüsements war Graf Ferdinand von Waldstein, der im "Theater-Kalender auf das Jahr 1792" auch als "Erfinder desselben (...), dem Komposition des Tanzes und der Musick zur Ehre gereichen" genannt wurde. Dargestellt wurde "die Hauptneigung unserer Urväter zu Krieg, Jagd, Liebe und Zechen". Glaubt man dem Theaterkalender, so war Graf Waldstein alleiniger Urheber des Balletts. Tatsächlich wurde er jedoch von mindestens zwei Männern unterstützt: dem Aachener Tanzmeister Habich für die Choreographie und dem jungen Ludwig van Beethoven für die Musik. Warum Beethoven nirgendwo als Komponist aufgeführt ist, lässt sich nicht mehr feststellen. Eine positive Vermutung geht dahin, immerhin seien einige Melodien und Themen von Waldstein gewesen, Beethoven habe sich aus Gefälligkeit seinem Gönner gegenüber freiwillig als Autor zurück genommen. Erst Beethovens Jugendfreund Wegeler stellte in seinen "Biographischen Notizen über Ludwig van Beethoven" von 1838 diesen als Urheber der Musik des "Ritterballets" vor und verhalf ihm so postum zu seinem Recht. (J.R.)