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Digitales Archiv

Rondo für zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Hörner und zwei Fagotte (Es-Dur) WoO 25


Hörproben

Entstehung

1793?
Kurfürst Maximilian Franz, jüngster Bruder des Kaisers Joseph II. und Beethovens Dienstherr in Bonn, brachte aus Wien neben einer aufklärerischen Gesinnung die Leidenschaft für Tafelmusik mit. Für dieses höfische Vergnügen vereinigten sich die acht Bläsersolisten des großen Hoforchesters zur "Harmonie" und boten Unterhaltungsmusik in herausragender Qualität. Als das Ensemble dem Journalisten und Musikkenner Carl Friedrich Junker 1791 bei einem Auftritt in Bad Mergentheim vorgestellt wurde, ließ er sich zu überschwänglichem Lob hinreißen: "Gleich am ersten Tage hörte ich Tafelmusik, die, so lange der Kurfürst in Mergentheim sich aufhält, alle Tage spielt. Sie ist besetzt mit 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotts, 2 Hörner. Man kann diese 8 Spieler mit Recht Meister in ihrer Kunst nennen. Selten wird man eine Musik von der Art finden, die so gut zusammenstimmt, so gut sich versteht, und besonders im Tragen des Tons einen so hohen Grad von Wahrheit und Vollkommenheit erreicht hätte, als diese."

Etwa um dieselbe Zeit steuerte auch Beethoven ein Werk für die Lieblingsbesetzung des Kurfürsten bei, das Bläseroktett Es-Dur op. 103. Das etwa sechsminütige Rondo WoO 25 in derselben Tonart hatte Beethoven zwischenzeitlich als dessen Finale vorgesehen. Er vollendete es wahrscheinlich 1793, als er während seines ersten Wiener Jahres unter Haydns Anleitung einige seiner Bonner Werke überarbeitete. Nach Beethovens Tod fand sich das Stück im Nachlass und wurde 1830 vom Wiener Musikverleger Anton Diabelli als Rondino veröffentlicht.

Das Rondo WoO 25 ist ein instrumentationstechnisch ausgefeiltes und klanglich wie formal ausgewogenes Werk. Der zentrale Formteil oder Refrain (A) wird dreimal variierend wiederholt und dazwischen von kontrastierenden, jeweils anders gestalteten Zwischenteilen, den Couplets (B, C, D), unterbrochen.

Formteile: A B A' C A'' D A'''
Taktanzahl: 16 32 16 20 16 15 16+2
Tonart: Es c Es es Es Es Es
Melodie: Hr Klar Klar Hr Hr Klar/Hr Hr

Die Instrumentation deckt den eigentlichen Charakter des Stückes auf. Die Oboen, die als höchste Instrumente im Bläseroktett gewöhnlich die melodische Führung übernehmen, treten im Rondo gegenüber den Klarinetten und vor allem zugunsten der Hörner stark zurück. Auch in der autographen Partitur wird die Dominanz der Hörner sichtbar. Die Hornstimmen wurden entgegen der Konvention nicht an dritter Stelle, sondern in den beiden obersten Systemen notiert.

Mit der Hervorhebung der Hörner zielt Beethoven auf die Assoziationen von Weite, Bewegung im Freien, Wald und Jagd. Besonders der Schluss-Refrain, in dem die Hörner das Thema mit Echo-Wiederholung "senza tempo" vortragen, während die restlichen Instrumente kurz mit dem Themenkopf im Piano und verdoppelten Notenwerten antworten, verstärkt die Vorstellung von "Weit-entfernt-Sein". - Als ob Beethoven sich der Vorliebe seines Kurfürsten erinnerte, von dem es heißt, dass er sich nach genossenen Tafelfreuden am liebsten durch eine sanfte Blasmusik in einem entfernteren Zimmer in angenehme Ruhe wiegen ließ. (F.G.)
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