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Digitales Archiv

Elf Bagatellen für Klavier op. 119


Hörproben

Entstehung

1820 bis 1822
Die elf Bagatellen op. 119 werden heute in der Einheit der Opuszahl gesehen. Diese verschleiert jedoch gänzlich, dass die Bagatellen von Beethoven weder als Zyklus geschrieben noch intendiert waren. In Wahrheit ist op. 119 in der Zusammenstellung eine zusammengewürfelte Kombination älterer und neuerer Stücke, die disparater nicht sein könnte.

Zu Friedrich Starkes "Wiener Pianoforte-Schule" trug Beethoven seit Anfang 1820 gelegentlich kleinere Stücke bei. So hatte er für den zweiten Teil, der im Juni 1820 erschien, den 2. und 4. Satz seiner Klaviersonate op. 28 mit Fingersätzen und Vortragsbezeichnungen versehen. Für den dritten Teil, der im Juni 1821 herauskam, verfasste er fünf kleine Stücke, die er auf dem Autograph mit "Kleinigkeiten" bezeichnete. Diese Kleinigkeiten sollten später die Nr. 7-11 der Bagatellen op. 119 werden. Starke rühmte sie im Vorwort seiner Pianoforte-Schule: "Dieser (...) Baytrag fürt zwar die Überschrift "Kleinigkeiten"; der Kundige wird aber bald wahrnehmen, dass nicht nur der eigenthümliche Genius des berühmten Meisters sich in jedem Satze glänzend offenbart, sondern dass auch diese von Beethoven mit so eigener Bescheidenheit "Kleinigkeiten" genannte Tonstücke für den Spieler eben so lehrreich sind, als sie das vollkommenste Eindringen in den Geist der Composition erfordern."

Nr. 1-6 haben einen anderen Ursprung, und erst ihre Geschichte führt zur Zusammensetzung von op. 119. Anfang der 1820er Jahre befand sich Beethoven in großen finanziellen Schwierigkeiten, die durch Krankheit, Arbeitsunfähigkeit und langwierige Prozesse verursacht waren. Da kam die Anfrage des Leipziger Verlegers Carl Friedrich Peters im Mai 1822 gerade recht. Peters wandte sich an den Komponisten "mit der Bitte, auch mir von Ihren Compositionen zukommen zu laßen". Konkret fragte Peters nach beinahe jeder Gattung an, darunter auch "Solosachen für Pianoforte (worunter auch kleinere Werke sein könten)". Aus Peters Anfrage entspann sich ein längerer Briefwechsel zwischen dem Verleger und dem Komponisten. Beethoven bot ihm unter anderem vier Bagatellen an, die er im Dezember 1822 auf sechs erhöhte. Mitte Februar 1823 gingen die "Kleinigkeiten" an Peters ab. Beethoven hatte dafür zum Teil ältere Kompositionen herausgesucht, die bis in die 1790er Jahre zurückreichten. Der Leipziger Musikverleger wies die Sendung jedoch mit der Begründung zurück, "daß ich mich nicht der Gefahr aussetzen mag in den Verdacht zu gerathen, daß ich einen Unterschleif gemacht und Ihren Nahmen jenen Kleinigkeiten fälschlich vorgesetzt habe, denn daß dieses Werkchen von dem berühmten Beethoven sey, werden wenige glauben". Peters hatte zwar bei Beethoven um kleinere Werke nachgefragt, diese waren ihm aber dann doch nicht groß genug.

Im Wettlauf mit seinem Bruder Johann, dem Ludwig van Beethoven als Bürgschaft für ein Darlehen die Stücke abgetreten hatte, versuchte der Komponist in der Folge, die Bagatellen anderen Verlegern schmackhaft zu machen - vergeblich. Erst seinem ehemaligen Schüler Ferdinand Ries in London gelang es, die sechs "Kleinigkeiten" für Peters zusammen mit den fünf für Starke als Sammlung von elf "Trifles" dem Londoner Verleger Clementi zu verkaufen, wo sie im Juni 1823 noch ohne Opuszahl erschienen. Die erste Opuszahl erhielten die Bagatellen vom Pariser Verleger Schlesinger, der sie im Dezember 1823 herausbrachte, allerdings unter Opus 112 (in Fortsetzung der bei ihm erschienen Klaviersonaten op. 109-111). Die Opuszahl 119 erhielt die Sammlung erst 1851 von Breitkopf & Härtel. (J.R.)
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