Marsch und Chor aus dem Fest-Nachspiel "Die Ruinen von Athen" für Chor und Orchester (Es-Dur) op. 114
Hörproben
Entstehung
Trotz der weitestgehend recycelten Musik - neben der neukomponierten Ouvertüre op. 124, dem neuen Chor WoO 98 und dem umgearbeiteten Marsch mit Chor op. 114 (vor der Überarbeitung op. 113 Nr. 6) kamen wahrscheinlich noch sechs Nummern aus op. 113 zur Aufführung, denen zum Teil neuer Text unterlegt worden war - zeigte sich der Rezensent der Leipziger "Allgemeinen musikalischen Zeitung" zufrieden mit dem Werk und den Festlichkeiten: "Theater in der Josephstadt eröffnet. Dieser wiedererstandene Musentempel ist geräumiger, als ehemals, sehr freundlich verziert, die Dekorationen von den geschicktesten hiesigen Meistern verfertigt, und die Gesellschaft zählt mitunter recht wakkere, vielseitig brauchbare Mitglieder. Der Prolog führte den Titel: Die Weihe des Hauses, gedichtet von Meisl, mit Musik von L. v. Beethoven, dieselbe nämlich, welche er vor mehreren Jahren zur Einweihung des Pesther Theaters schrieb, nur hier mit einer neuen Ouverture und einem Chortanze bereichert. Der Meister dirigirte selbst; da man jedoch seinen leider noch immer geschwächten Gehörswerkzeugen nicht sicher vertrauen kann, so war ihm im Rücken Hr. Kapellmeister Gläser postirt, um dem gleichfalls neuorganisirten Orchester des Autors Willensmeynung erst recht eigentlich zu verdollmetschen, welches doppelte, nicht selten ganz verschiedene, Taktiren sich in der That recht sonderbar gestaltete. Dennoch ging Alles so ziemlich glücklich von statten, bis auf die Chöre, welche manche Dissonanzen extemporirten; der Tonsetzer wurde freudig empfangen, am Schlusse hervorgerufen und mit Jubelbeyfall überhäuft" (AmZ 24, 4.12.1822, Sp. 794f).
Die neue Ouvertüre op. 124 wurde hoch geschätzt und kam in den Folgejahren noch mehrfach zur Aufführung. Auf Vermittlung von Ferdinand Ries in London erwarb die London Philharmonic Society im Januar 1823 für 18 Monate das Exklusivrecht an der noch unveröffentlichten Ouvertüre und führte sie am 21.4.1823 unter der Leitung von George Smart in ihrem 5. Abonnementskonzert auf. Beethoven selbst brachte die Ouvertüre in seinen großen Akademien vom Mai 1824 neben seiner 9. Symphonie und Teilen aus der Missa solemnis zur Gehör, wo sie von der Kritik "unstreitig zu Beethovens allervollendetsten Arbeiten" gezählt wurde. Im August 1824 wurde op. 124 bei der Eröffnung des Königstädter Theaters in Berlin als "Festsymphonie" und im Dezember desselben Jahres im Rahmen der alljährlichen Wohltätigkeitsveranstaltung für das Bürgerspital im großen Redoutensaal in Wien aufgeführt. (J.R.)