Ludwig van Beethoven, Brief an Artaria & Comp. in Wien, Döbling, 22. August 1822, Autograph
Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer, HCB Br 9
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Hörbrief
Zusammenfassung
Beethoven bietet dem Verleger Artaria die Messe op. 123 für 1000 Gulden Konventionsmünze an. Er versichert, dies sei der Preis, der ihm von einem anderen Verleger bereits geboten wurde (C. F. Peters in Leipzig). Beethoven drängt auf eine schnelle Antwort, da auch der andere Verleger eine Antwort erwarte und am nächsten Tag Posttag sei.
Beethoven fügt hinzu, dieses Honorar könne leider nicht mit dem bestehenden Darlehen von 150 Gulden verrechnet werden (Artaria hatte ihm den Betrag bereits anderthalb Jahre zuvor geliehen), da er die gesamte Summe dringend benötige. Er bittet ferner um absolute Verschwiegenheit in Bezug auf die Messe.
Das Verlagsgeschäft zur Zeit Beethovens war ausgesprochen hart. Verleger bezahlten keine Tantiemen, sondern lediglich den einfachen Kaufpreis für ein Werk, das sie dann beliebig oft verlegen und verkaufen konnten. Kein Wunder also, dass um die Preise erbittert gefeilscht wurde und Komponisten immer versuchten, den höchsten Preis für ihr Werk zu erzielen. Gängige Geschäftspraxis war dabei auch, mit mehreren Verlegern gleichzeitig zu verhandeln, um so den Preis hochzutreiben. Beethoven war ein Meister in diesem Fach und spielte seine Verleger hemmungslos gegeneinander aus. Von Geldsorgen geplagt, bot er die Missa solemnis nicht weniger als acht Verlegern an, denen er allen erzählte, er müsse mindestens 1000 Gulden erhalten und hätte für diesen Preis auch schon einen Interessenten. Auch sein Freund Ferdinand Ries in London erhielt den Auftrag, einen englischen Verleger zu finden. Den Zuschlag erhielt schließlich der Mainzer Verleger Schott. (J.R.)