Ludwig van Beethoven, Brief an Sigmund Anton Steiner, Wien, Dezember 1815, Autograph
Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer, HCB Br 240
digitalesarchiv@beethoven.de
Hörbrief
Zusammenfassung
Beethoven meldet seinem Verleger Steiner, die Stichvorlage zur englischen Ausgabe des Klavierauszugs von op. 91 sei (endlich) in London eingetroffen. Allerdings bitte der dortige Verleger, die Wiener Ausgabe des Werkes um drei bis vier Monate zu verschieben. Beethoven entschuldigt sich bei Steiner, dass dieser so lange mit der Herausgabe warten müsse. Gleichzeitig ist er jedoch erleichtert, dies als Beweis betrachten zu können, dass der Klavierauszug nicht - wie befürchtet - bereits in England erschienen ist.
Beethoven verkaufte einige Werke an zwei Verleger gleichzeitig. Urheberrechtlich funktionierte das immer dann, wenn die beiden Verleger in unterschiedlichen Ländern tätig waren, also z.B. in England und in Österreich, wie es hier der Fall ist. Da der Warenverkehr in Europa nicht so ausgeprägt war wie heute, stellten solche Parallelausgaben in der Regel kein Problem dar, vorausgesetzt, beide erschienen ungefähr zum selben Zeitpunkt. Aus diesem Grund verhandelte Beethoven (wie hier auch) mit beiden Verlegern das Erscheinungsdatum. Sollte keiner der beiden wirtschaftlichen Schaden leiden, war ein ungefähr gleiches Datum unerlässlich. (J.R.)