Ludwig van Beethoven, Skizzenblatt zur Klaviersonate op. 28, Autograph

Verlorene Spur

An dieses autographe Skizzenblatt zur Klaviersonate op. 28 ist ein weiteres Blatt angeklebt. Wir kennen dieses Blatt, oder zumindest dessen Text und Handschrift: es handelt sich um das Echtheitszertifikat, das der Wiener Kunst- und Musikalienhändler Ignaz Sauer (1759-1833) allen Beethovenautographen beifügte, die er verkaufte. Sauer hatte auf der Auktion mit Beethovens musikalischem Nachlass ein Skizzenbuch erworben, das er später auflöste und Blatt für Blatt an Sammler weiterverkaufte. Jedem dieser Blätter gab er eine handschriftliche Bestätigung bei. Dieses Zertifikat ist nicht zuletzt eines der wichtigsten Indizien für die Rekonstruktion des Skizzenbuches. Weitere Blätter in den Sammlungen des Beethoven-Hauses, denen ebenfalls diese Beglaubigung beigebunden ist: HCB Mh 66 und HCB BSk 10.

Insgesamt wissen wir von sieben Blättern mit Skizzen zur Sonate op. 28, alle diese Blätter stammen aus dem "Sauer"-Skizzenbuch. Auf dem vorliegenden Blatt findet sich jedoch ein Hinweis darauf, daß mindestens ein weiteres Blatt existiert haben muss, dessen Spur wir verloren haben. Über dem 9. System der ersten Seite notierte Beethoven den zweiten Teil eines Verweisezeichens: "-de". Das dazugehörende "Vi-", das üblicherweise weiter vorne stehen müsste, ist auf diesem Blatt nicht zu finden. Mit den beiden Silben "Vi-de" markierte Beethoven auszutauschende bzw. zu ersetzende Passagen. Es steht niemals eine der beiden Silben alleine. Die Tatsache, dass ein Teil davon fehlt, kann nur eines bedeuten: dieser Teil stand auf einem anderen Blatt (möglicherweise auf der vorhergehenden oder nachfolgenden Seite, als das Skizzenbuch noch als solches gebunden und in Gebrauch war). Von den uns bekannten weiteren sechs Blättern mit Skizzen zu op. 28 trägt keines einen passenden gesuchten Vermerk. Es muss also noch ein weiteres Blatt mit Skizzen zu dieser Klaviersonate gegeben haben. Manchmal (selten) tauchen solche verschollenen Blätter wieder auf. Hoffen dürfen wir das nicht. (J.R.)