Friedrich Wilhelm Marpurg, Abhandlung von der Fuge, Auszüge, Autograph Beethovens
Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer, HCB BSk 5/53
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Wissenswert
Hohe Schule des Kontrapunkts
Auch Genies brauchen richtiges Handwerkszeug. Für Komponisten bedeutet das, die Regeln des strengen kontrapunktischen Satzes zu beherrschen. Beethoven studierte Kontrapunkt bei Haydn und Albrechtsberger zu Beginn seiner Wiener Zeit, ab 1793. Vollendeten kontrapunktischen Satz, wie ihn beispielsweise Johann Sebastian Bach beherrschte, studierte Beethoven jedoch Zeit seines Lebens. Ein Beispiel aus späterer Zeit ist das vorliegende Blatt mit Exzerpten aus meisterlichen Fugen - abgeschrieben aus einer der wichtigsten Fugenlehren des 18. Jahrhunderts: Friedrich Wilhelm Marpurgs "Abhandlung von der Fuge" (Berlin 1753). Wie oft bei seinen Exzerpten kopierte Beethoven nicht die Erklärungen, sondern nur die Musikbeispiele, die in Marpurgs Buch unabhängig vom Text auf Tafeln im hinteren Teil des Buches eingebunden waren. Die auf dem Blatt notierten Exempla gehören zum 4. Kapitel des 1. Teils, "Vom Wiederschlage und dem Verfolg eines Fugensatzes". Marpurg illustrierte seine Ausführungen oft mit mustergültigen Beispielen berühmter Komponisten. Die beiden Modelle auf der Rückseite stammen aus der c-Moll-Fuge des Wohltemperierten Klaviers II von Johann Sebastian Bach. (J.R.)