Ludwig van Beethoven, Brief an Joseph Karl Bernard in Wien, Mödling, einige Tage nach dem 19. August 1819, Autograph
Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer, HCB Br 34
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Hörbrief
Zusammenfassung
In dem Brief an seinen Freund Bernard äußert Beethoven seinen Unmut über Blöchlinger, den Leiter des Erziehungsinstitutes, in das er Karl gegeben hat. Er ist enttäuscht, dass entgegen seiner Weisung die Mutter des Kindes Zutritt habe (den Kontakt zwischen Mutter und Kind wollte Beethoven auf jeden Fall verhindern). Er plant, eine Verfügung zu erwirken, die der Mutter den Umgang mit dem Kind ganz untersagt. Beethoven dringt auf Verschwiegenheit zu diesen Plänen.
Zu Beginn des Briefes lässt er fragen, ob Karl während seiner Krankheit regelmäßig von seinem Arzt aufgesucht worden und ob seine Jacke vom Schneider Lind bereits eingetroffen sei. Dieser Sorge stehen die am Ende des Schreibens geäußerten bitteren Enttäuschungen über die Ablehnung des Kindes gegenüber. 1819 lebte Beethoven schon seit drei Jahren im ständigen Rechtsstreit mit seiner Schwägerin um die Vormundschaft für seinen Neffen Karl. Beethoven wünschte in diesem Kind einen Sohn zu finden und ihm ein treuer Vater zu sein und projizierte alle seine Hoffnungen auf Karl. Dieser war naturgemäß mit den hohen Ansprüchen an Liebe, Zuneigung, aber auch an Dankbarkeit, Bewunderung und Unterordnung überfordert, die seine Onkel ihm gegenüber formulierte. Erschwerend kam hinzu, dass Karl seine Mutter liebte, von der ihn sein Onkel um jeden Preis trennen wollte. (J.R.)