Ludwig van Beethoven, Ecossaise für Klavier (Es-Dur) WoO 86, Autograph
Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer, HCB Mh 24
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Wissenswert
Musikalische Wohltätigkeit
Die beiden Walzer WoO 84 und 85 sowie die Ecossaise WoO 86 für Klavier komponierte Beethoven für den invaliden Wiener Schauspieler Carl Friedrich Müller. Müller gab im Selbstverlag Sammlungen von Tänzen heraus, deren Verkauf ihm seinen Lebensunterhalt sicherte - durch seine Invalidität konnte er als Schauspieler nicht mehr arbeiten und war auf öffentliche Unterstützung angewiesen. Eine Bemerkung dazu findet sich in einem Konversationsheft Beethovens aus der zweiten Dezemberhälfte 1824. Beethovens Neffe Karl notiert hier: "Der Müller hat die Walzer auf eigne Kosten stechen lassen, und alle Kunsthandlungen haben darauf subscribirt, jede auf 20 Exemplare[.] Jedes Exemplar bekommt er mit 3 f bezahlt." BKh 79, Bl. 27v). Namhafte zeitgenössische Komponisten steuerten Werke zu diesen Ausgaben bei. In der "Sammlung 40 neuer Walzer", die Müller im Dezember 1824 unter dem Titel "Musikalisches Angebinde zum Neuen Jahre" veröffentlichte, erschien neben Beethovens WoO 84 z.B. auch eine Komposition Franz Schuberts. WoO 85 und 86 erschienen ein Jahr später, im Dezember 1825 in der Sammlung "Seyd uns zum zweytenmal willkommen! Neujahrs und Carnevalsgabe, als Fortsetzung des beliebten musikalischen Angebindes fünfzig neue Walzer ...". Die Autographen der drei Werke, die Beethoven Müller für seine Sammlungen überließ, ließ dieser in einer Mappe zusammenbinden. Auf der Innenseite des Deckels vermerkte er stolz: "Des unsterblichen Beethoven eigenhändige Handschrift, welchen Beitrag er für mich zur Herausgabe von Walzern schrieb. C. F. Müller". Die beiden zusammengebundenen Blätter tragen jeweils ein eigenhändiges Datum von Beethoven "am 21ten Novemb. 1824" bzw. "am 14ten Novemb. 1825".
Sowohl im Beethoven-Werkverzeichnis von Kinsky und Halm als auch in der Ausgabe der Konversationshefte wird der Wiener Schauspieler Carl Friedrich Müller, für den Beethoven die drei vorgenannten Werke komponierte, mit seinem Namensvetter, dem Berliner Komponisten und Klavierlehrer Karl Friedrich Müller verwechselt, dem Beethoven 1825/26 einen freundlichen Brief schrieb, wohl als Antowrt auf eine Anfrage. Beide sind jedoch nicht miteinander identisch. Der Brief an den Berliner Müller befindet sich ebenfalls im Beethoven-Haus Bonn unter der Signatur NE 188 (BGA 2027). (J.R.)